Den Termin teilte Richter Giuseppe Pignatone am Dienstag, dem 85. Verhandlungstag, mit. Mit der Urteilsbegründung wird erst in einigen Wochen gerechnet. Die Parteien können Einspruch einlegen. Prominentester Angeklagter in dem Prozess, der seit Juli 2021 läuft, ist Kardinal Angelo Becciu. Der 75-jährige Italiener soll die Hauptverantwortung für ein fragwürdiges Immobiliengeschäft des vatikanischen Staatssekretariats in London tragen.
Ab 2014 investierte die zentrale Kirchenleitungsbehörde einen dreistelligen Millionenbetrag in das Luxusgeschäftsgebäude. Später musste es unter hohen Verlusten verkauft werden. Zum Zeitpunkt des Deals hatte Becciu als Substitut die zweitwichtigste Position im Staatssekretariat inne.
Der Tatbestand
Der Kardinal soll zudem mit Vatikan-Zahlungen an Sozialorganisationen in seiner Heimat Sardinien Verwandte begünstigt haben. Und er soll eine Mitschuld daran tragen, dass eine angebliche geopolitische Expertin den Vatikan mutmaßlich um mehrere Hunderttausend Euro betrog. Das Geld, das ihr für die Befreiung einer entführten Ordensfrau in Mali anvertraut wurde, gab die Becciu-Bekannte laut Anklage für Luxusgüter aus.
Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi fordert sieben Jahre und drei Monate Haft sowie eine Geldstrafe von rund 10.000 Euro für Becciu. Auch den weiteren neun Angeklagten drohen Haft- und Geldstrafen. Der Kardinal und seine Anwälte weisen alle Anschuldigungen zurück.