US-Bischöfe versammeln sich zu ihrer Herbsttagung

"Wir stehen zu Euch"

Die katholischen US-Bischöfe haben ein klares Signal an den künftigen Präsidenten gesandt. In einer Stellungnahme sichern sie Einwanderern und Flüchtlingen ihre volle Solidarität zu. Unsicherheit gibt es aber beim Thema Kirchenasyl.

Kardinal Timothy M. Dolan mit Donald Trump vor der Wahl / © Gregory A. Shemitz (KNA)
Kardinal Timothy M. Dolan mit Donald Trump vor der Wahl / © Gregory A. Shemitz ( KNA )

Der scheidende Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz, spricht ohne Umschweife die Angst im Land an. Sie geht seit der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA unter vielen Einwanderern um. "Wir stehen zu Euch", sicherte Kurtz den bis zu elf Millionen Migranten zu, die oft seit vielen Jahren ohne gültige Papiere in den USA leben. "Familien sollen wissen, dass wir sie in unseren Herzen tragen und die künftige Regierung mit dem Thema befassen werden." Hintergrund seiner Äußerungen ist die Eröffnung der Herbsttagung der katholischen US-Bischöfe in Baltimore.

Die Nation bewege sich auf "dünnem Eis", wenn sie über die betroffenen Familien nur in abstrakter Weise rede, sagte Kurtz. Er berichtete seinen Amtsbrüdern von seinen Erfahrungen mit jungen Flüchtlingen, die Sicherheit vor Gangs und Drogenbanden in ihrer mittelamerikanischen Heimat suchten. "Die Situationen sind komplex, aber die Stimmlosen bleiben anonym, solange sie kein Gesicht bekommen."

US-Bischöfe wollen Flüchtlinge willkommen heißen

Einstimmig beschlossen die Bischöfe eine Erklärung, die der Vorsitzende des Einwanderer-Komitees der Bischofskonferenz, Weihbischof Eusebio L. Elizondo aus Seattle, formuliert hatte. Darin heißt es, "Menschen zu dienen und willkommen zu heißen, die vor Gewalt und Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt fliehen, ist Teil unserer Identität als Katholiken". Die Kirche werde "an dieser lebensrettenden Tradition festhalten".

Elizondo erinnerte in der Erklärung daran, dass 80 katholische Diözesen Flüchtlingen helfen würden, in den USA eine neue Heimat zu finden. "Mit 65 Millionen Menschen, die kein Zuhause mehr haben, gibt es mehr denn je Bedarf, diese vor Verfolgung zu schützen." Der Erzbischof von Los Angeles, Jose H. Gomez, schilderte den versammelten Hirten die Angst vieler Migranten vor einer möglichen "Deportation" durch die künftige Regierung. Trump hatte am Wochenende bekräftigt, er werde unmittelbar nach der Amtseinführung dafür sorgen "zwei bis drei Millionen Menschen" außer Landes zu bringen.

Messfeier bei einer afro-amerikanischen Gemeinde

Offen blieb, wie sich die Bischöfe zum Thema Kirchenasyl verhalten wollen. Erzbischof Gomez meinte, es sei zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, die Frage zu beantworten, ob dies nötig werde. Dringlichkeit verspürt nach eigenem Bekunden auch der Vorsitzende der "Arbeitsgruppe für Frieden in unseren Gemeinden", Erzbischof Wilton D. Gregory aus Atlanta. Die Gruppe befasst sich mit dem Problem des Rassismus. Gregory vertrat die Ansicht, die Bischöfe sollten so schnell wie möglich eine Erklärung zu dem Thema abgeben. Angesichts "der Unsicherheit nach den Wahlen" und den daraus resultierenden Spannungen sei dies eine dringliche Aufgabe. Die Kirche müsse auf Gemeindeebene daran arbeiten, Konflikte abzubauen und Verständnis zu fördern: "Worte sind billig, Taten sind stärker."

Die Bischofskonferenz setzte in der mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Stadt Baltimore ein klares Signal. Zum Abschluss des ersten Tages ihrer Beratungen brachen die Hirten zu der historischen St. Peter Claver Church auf, die bis heute die größte afro-amerikanische Gemeinde der Stadt ist. Dort die heilige Messe zu feiern, sei "Ausdruck der Solidarität und Unterstützung für die katholischen Afro-Amerikaner", erklärte Erzbischof Kurtz.

Am zweiten Tag der Versammlung stehen Wahlen an

Weitere Schwerpunkte der Beratungen waren ein Bericht Kardinal Timothy Dolans aus New York. Er informierte über den Stand des viertägigen Kirchentreffens, auf dem die US-Katholiken im Juli über die Rolle des Evangeliums im Alltag der USA beraten wollen. Dolan sprach auch über die geplanten Feiern zum 100-jährigen Bestehen der Bischofskonferenz am 12. November 2017.

Am zweiten Tag der Herbstversammlung stehen die Wahlen zu fünf verschiedenen Komitees an. Mit Spannung erwartet wird bei dem Treffen in Baltimore die Entscheidung über die Nachfolge von Erzbischof Kurtz.


Quelle:
KNA