US-Fernsehprediger Pat Robertson wird 80

Pionier des christlichen Rundfunks

Er ist der Pionier des christlichen Fernsehens in den USA: Marion Gordon "Pat" Robertson. Am Montag wird der Evangelist, der auch als ein Taufpate der christlich-konservativen Bewegung in den Staaten gilt, 80 Jahre alt. Trotz manchem Hohn und Spott kann der rüstige TV-Prediger stolz auf sein Lebenswerk zurückblicken.

Autor/in:
Konrad Ege
 (DR)

Robertsons Fernsehsender "Christian Broadcasting Network" hat nach eigenen Angaben 2009 mehr als 300 Millionen US-Dollar Spenden eingenommen. CBN-Programme  können in den ganzen USA und in mehr als 100 Ländern empfangen werden. Robertsons "Regent Universität" in Virginia Beach (US-Bundesstaat Virginia) bildet eine neue Generation konservativer christlicher Führer aus. Dort studieren 5.000 junge Männer und Frauen nach "biblischen Prinzipien" und unter "hohen akademischen Anforderungen", wie es heißt.

Robertson, Sprössling einer prominenten Familie aus Virginia und studierter Jurist, habe das Fernsehen außerordentlich wirksam genutzt, schrieb Historiker David Harrell in seiner Robertson-Biografie. Viele Fernsehprediger, wie der 2007 verstorbene Jerry Falwell, warnen eindringlich vor Sünde und Unglauben. Robertson dagegen unterhält seine Zuschauer.

In seiner Talkshow "700 Club" erteilt er Rat, interviewt Prominente, gibt Abmagerungstipps - der CBN-Shop verkauft die entsprechenden Vitamine - und schäkert mit seiner Ko-Moderatorin. Robertson fordert Ungläubige zur Umkehr auf, warnt vor Dämonen und dem Zerfall der Familienwerte - und bittet um Spenden, denn Gott zeige sich materiell erkenntlich.

Nur in einem Bereich blieb Robertson der Erfolg versagt. 1988 kandidierte er für die US-Präsidentschaft.  Gott habe ihn "auserwählt, das Kommen seines Sohnes einzuleiten", verkündete Robertson. Er verlor haushoch gegen George Bush senior. Aber viele konservative christliche Verbände, die großen Einfluss ausüben auf die Republikanische Partei, haben ihre Wurzeln bei Robertsons Wahlkampagne und der "Christlichen Koalition," die er nach seiner Niederlage ins Leben rief. Heute spielt die Organisation politisch eher hinten mit, aber in den 90er Jahren mobilisierte sie evangelikale Christen mit der Vorstellung, sie hätten geradezu ein Recht, die als "christliche Nation" gegründete Vereinigten Staaten zu regieren.

Predigten von Billy Graham und anderen wurden früher gelegentlich im Fernsehen übertragen, aber CBN war der erste christliche Fernsehsender. Die Anfänge 1960 seien bescheiden gewesen, schrieb Robertson in seiner Autobiografie. Er wollte keine Werbung. Die ersten Gönner seien 700 Zuschauer gewesen, die zehn Dollar im Monat spendiert hätten; daher noch heute der Name der Hauptsendung "700 Club". Das spendenfinanzierte christliche Fernsehen war geboren.

Heute laufen in den USA Hunderte christliche, meist konservativ evangelikal geprägte Sender. Nach Angaben des "Nationalen Verbandes der religiösen Rundfunkindustrie" sehen oder hören 141 Millionen US-Amerikaner mindestens einmal im Monat christliche Programme.

Robertson, wie er selber sagte, "im Herzen ein Unternehmer", stieg Ende der 70er Jahre in die Kabelindustrie ein und gründete einen Kanal für Familienprogramme, den er 1997 an den Medienzaren Rupert Murdoch verkaufte. Wie der Verband ministrywatch.com berichtete, erhielt Robertson dafür persönlich 19 Millionen US-Dollar und eine von ihm kontrollierte Stiftung 109 Millionen US-Dollar.

Allerdings vertritt Robertson mitunter abstruse Ideen. Kürzlich behauptete er, das katastrophale Erdbeben in Haiti stamme von einem "Pakt" der karibischen Nation mit dem Teufel. Dies hat Kenner der christlichen Rundfunkszene nicht überrascht: Die Terroranschläge des 11. September 2001 und Hurrikan Katrina waren laut Robertson Konsequenzen der Abkehr vieler US-Amerikaner von Gott.

2006 mutmaßte Robertson, der Schlaganfall des israelischen Premierministers Ariel Scharon sei eine göttliche Strafe, denn Scharon habe sich bereit erklärt, das dem jüdischen Volk gegebene Land Israel mit den Palästinensern zu teilen. In Pat Robertsons Welt ist Gott ein strafender Gott - auch wenn es im "700 Club" unterhaltsam zugeht.