Das US-Justizministerium hat Ermittlungen gegen die Southern Baptist Convention (SBC), die größte protestantische Konfession in den USA, eingeleitet. Örtlichen Medienberichten (Freitag Ortszeit) zufolge geht es dabei um den Verdacht der Vertuschung von sexuellem Missbrauch. Ausgangspunkt der Untersuchung ist demnach ein unabhängiger Bericht zu den Vorgängen, den die SBC selbst in Auftrag gegeben hatte.
Hunderte Missbrauchsfälle seien in den vergangenen Jahrzehnten von führenden SBC-Vertretern systematisch ignoriert oder heruntergespielt, die Opfer teils sogar verleumdet worden, hieß es in dem im Mai veröffentlichten Report. Der 205 Seiten lange Bericht listet etliche Namen mutmaßlicher Täter aus den Reihen der Pastoren und anderer Kirchenmitarbeiter auf.
"Mehrere Zweige" der protestantischen Glaubensgemeinschaft
Hochrangige Führungskräfte der SBC wussten demnach über die Missbrauchsvorwürfe Bescheid und stellten selbst eine Liste mit Hunderten Beschuldigten zusammen, informierten aber niemanden darüber. Die nun eingeleiteten Ermittlungen der US-Justiz richten sich den Berichten zufolge auf "mehrere Zweige" der protestantischen Glaubensgemeinschaft.
In einer Erklärung kündigten 14 hochrangige SBC-Repräsentanten an, alle Zweige ihrer Kirche seien "entschlossen, individuell wie gemeinschaftlich voll und ganz mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten". Man wolle sich der Verantwortung stellen und erkenne an, dass die Bemühungen um eine Reform mit dem Bericht noch nicht abgeschlossen sein könnten.
Der Southern Baptist Church gehören in den USA nach eigenen Angaben 13 Millionen Mitglieder an. Der Organisationsgrad ist relativ gering, da die einzelnen Gemeinden ein hohes Maß an Selbstständigkeit besitzen.