Bischöfe müssten "bei der Wahrheitsfindung auch Autorität abgeben", sagte der Erzbischof von Chicago am Samstag im Vatikan. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass ein von Papst Franziskus für Februar einberufenes Treffen zum Thema Missbrauch mit den Leitern der Bischofskonferenzen in aller Welt "bedeutende Ergebnisse" bringen werde.
Der Schweizer Jugendbischof Alain de Raemy sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Schlussdokument müsse sexuellen Missbrauch "unbedingt thematisieren, weil da unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel steht". Dies hatte auch die deutsche Sprachgruppe bei der Synode, der Raemy angehört, am Samstag gefordert.
"Niemand ausgeschlossen"
Die ersten drei Wochen der Synode habe es einen breiten Austausch gegeben, so de Raemy weiter. Als wichtige Themen nannte er Mitbestimmung in der Kirche, die Rolle der Frau, Sexualität, Gerechtigkeit und Chancen für junge Leute. Man müsse nun abwarten, was das Redaktionsteam des Abschlussdokuments daraus mache.
Kardinal Cupich ging bei einer Pressekonferenz zur Jugendsynode auch auf das Thema Homosexualität ein. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass diese nicht Hauptursache für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sei. Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Melbourne, Peter Andrew Comensoli. Mit Blick auf homosexuelle Katholiken forderten mehrere Teilnehmer, das Schlussdokument der Synode müsse auch diese einbeziehen. "Das Wichtigste ist, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt", so Cupich.
Erzbischof Carlo Maria Vigano
Der frühere Vatikandiplomat Erzbischof Carlo Maria Vigano hatte dem Papst am Freitag erneut Versagen im Amt vorgeworfen. In dem im Internet veröffentlichten Schreiben bezeichnete er unter anderem Homosexualität im Klerus als eine ansteckende Plage, die für die Krise der katholischen Kirche verantwortlich sei. Ähnliche Vorwürfe hatte er bereits in einem früheren Schreiben erhoben.
Unter anderem wirft Vigano dem Papst vor, in der Missbrauchsaffäre um den früheren Erzbischof von Washington, Kardinal Theodore McCarrick (88), und dessen homosexuellen Umgang mit Seminaristen nicht konsequent eingegriffen zu haben. Nachdem sich der Verdacht erhärtete, McCarrick könnte sich in der Vergangenheit auch an Minderjährigen vergangen haben, entließ ihn Franziskus aus dem Kardinalskollegium.