US-Katholiken wählen mehrheitlich Demokraten

​Geteilter Kongress in einem gespaltenen Land

​Der neue US-Kongress spiegelt mit seinen geteilten Mehrheiten die Spaltung in der Gesellschaft wider. In Washington droht Stillstand bei der Gesetzgebung. Die katholischen Stimmen verschoben sich zugunsten der Demokraten.

Autor/in:
Thomas Spang
Menschen vor US-Flagge / © Frank May (dpa)
Menschen vor US-Flagge / © Frank May ( dpa )

Die US-Wähler haben dem Land bei den Zwischenwahlen zum Kongress ein gemischtes Ergebnis beschert. Die Demokraten sicherten sich mit einem deutlichen Zugewinn von etwa 35 Sitzen eine klare Mehrheit der 435 Sitze im Repräsentantenhaus. Den Republikanern gelang es nach aktuellem Stand, drei Sitze im Senat zuzulegen.

Das gegenläufige Ergebnis der "Midterms" hat auch mit Donald Trump zu tun, der nirgendwo auf dem Wahlschein stand, aber den Wahlkampf zu einem Referendum über seine Präsidentschaft stilisiert hatte. Beim Kampf ums Repräsentantenhaus schweißten Trumps Ausfälle die Opposition der Frauen zusammen, die den Republikanern in den Vorstadtvierteln in großer Zahl davonliefen.

Frauen so stark vertreten wie noch nie

Ein Musterbeispiel für den Trend ist der zehnte Wahlbezirk von Virginia vor den Toren Washingtons, eine klassische Region von Wechselwählern. Die republikanische Amtsinhaberin Barbara Comstock, die seit zwei Legislaturperioden ihren Wahlkreis vertritt, verlor gegen die Demokratin Jennifer Wexton mit 13 Punkten.

USA-weit gelang es den Demokraten, Wahlkreise wie diesen zu kippen. Oftmals handelte es sich dabei um Bezirke, in denen auch Hillary Clinton bei den Präsidentschaftswahlen gut abgeschnitten hatte. Die Demokraten stellten in vielen Wechselwählerbezirken Frauen auf, die nun mit insgesamt 100 so stark wie noch nie im Repräsentantenhaus vertreten sind.

Republikaner siegten in ländlicheren Gebieten

Während die Demokraten im Haus davon profitierten, ihre Position im städtischen Amerika unter Frauen, Minderheiten und den gebildeten Wählern auszubauen, kam den Republikanern die ländliche Struktur der zugewonnenen Bundesstaaten zugute, deren Sitze sie im Senat gewannen.

Indiana, Missouri und North Dakota haben sich mit ihrer im Schnitt älteren, weißeren, ländlicheren, religiöseren und weniger gebildeten Wählerschaft zu verlässlichen Hochburgen der Republikaner entwickelt. Zudem profitierten die Republikaner bei den "Midterms" von dem Zufall, dass 26 der 35 zur Wahl anstehenden Senatorensitze in demokratischer Hand waren. Zehn davon mussten die Demokraten in Staaten verteidigen, in denen Trump 2016 klar gewonnen hatte.

Regieren wird für Trump schwieriger

Unterm Strich bedeutet der Ausgang der Zwischenwahlen einen Rückschlag für Trump, der sich die Regierung nun mit den Demokraten teilen muss. Gesetze oder ein Budget können nur noch mit dem Segen der Mehrheit im Repräsentantenhaus beschlossen werden. Vor allem aber können die Demokraten nun Dokumente anfordern, Regierungsmitglieder vorladen und Ermittlungen einleiten. Auch ein Amtsenthebungsverfahren nähme im Repräsentantenhaus seinen Lauf.

An die Spitze des Kongresses zurückkehren wird als "Speaker" die liberale Katholikin Nancy Pelosi aus San Francisco. Sie kündigte ihre Bereitschaft an, mit dem Präsidenten bei den Themen Infrastruktur, Gesundheit und Korruptionsbekämpfung zusammenzuarbeiten. Dagegen werden die Demokraten weder für die Mauer an der Grenze zu Mexiko Geld locker machen, noch Trumps Politik gegenüber Zuwanderern und Geflüchteten unterstützen. Zudem wird es im Haus keine Unterstützung mehr für Einschränkungen beim Abtreibungsrecht geben.

Mehr Katholiken wählten Demokraten

Bemerkenswert ist, dass sich die katholischen Stimmen zugunsten der Demokraten verschoben. Laut Nachwahl-Umfragen legten die Demokraten gegenüber den letzten "Midterms" 2014 unter katholischen Wählern um fünf Prozent auf 50 Prozent zu. Die Republikaner verloren in gleichem Maße und landeten bei 49 Prozent. Katholiken stellten bei insgesamt deutlich gestieger Wahlbeteiligung etwa ein Viertel der Wähler.

Ein knappes weiteres Viertel machten die weißen Evangelikalen aus, die zu 75 Prozent die Republikaner unterstützten. Die vergleichsweise kleine jüdische Gemeinde (2 Prozent) setzte sich nach dem Massaker von Pittsburgh noch weiter von der Trump-Partei ab. Die Demokraten legten bei jüdischen Wählern um 13 Punkte auf 79 Prozent zu. Erstmals im Kongress vertreten sind mit den demokratischen Abgeordneten Rashida Tlaib aus Michigan und Ilhan Omar aus Minnesota zwei muslimische Frauen.

In Kentucky verlor die Leiterin des Standesamts von Rowan-County, Kim Davis, ihr Amt an einen Demokraten. Davis hatte sich nach dem Urteil des Verfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit der gleichgeschlechtlichen Ehe geweigert, entsprechende Urkunden auszustellen. Der damalige Nuntius Carlo Maria Vigano hatte beim Papstbesuch in den USA ein Treffen mit der umstrittenen Frau arrangiert.


Quelle:
KNA