US-Luftwaffe bombardiert Islamisten in Somalia

Noch alte Rechnungen offen

Ein Kampfjet der US-Luftwaffe hat in der Nacht zum Dienstag fliehende Islamisten im Süden Somalias nahe der Grenze zum Nachbarland Kenia bombardiert. Die Maschine sei von einem Stützpunkt in Dschibuti aus gestartet, berichtete der britische Rundfunksender BBC unter Berufung auf militärische Quellen. Bei den Flüchtenden soll es sich demzufolge um Mitglieder des Terror- Netzwerkes El Kaida gehandelt haben. Es ist das erste Mal, dass die US-Armee offiziell in den Krieg am Horn von Afrika eingreift.

 (DR)

Bei dem US-Luftangriff sind im Süden Somalias "zahlreiche Menschen" getötet worden. Dies sagte ein Sprecher der somalischen Übergangsregierung, Abdirahman Dinari, der Nachrichtenagentur AFP. Das Ziel sei das kleine Dorf Badel gewesen, wo sich Terroristen versteckt hätten, bestätigte der Regierungssprecher einen Bericht des TV-Senders CBS. Am Angriffsort lägen "viele Leichen, aber wir wissen nicht wer", sagte Dinari.

Laut CBS richtete sich der Angriff gegen den Regionalchef des internationalen Terrornetzwerks für das Horn von Afrika und den Beauftragten für die Terroranschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998. Dabei waren 224 Menschen getötet worden.

Erst kürzlich hatte der "zweite Mann" an der Spitze des Terrornetzes El Kaida, Eiman al-Sawahiri, Somalia als "neues Schlachtfeld" bezeichnet. Eine Sawahiri zugeschriebene Stimme sprach in einer Botschaft, die am Freitag vergangener Woche im Internet veröffentlicht wurde, von einem Krieg, den die USA gegen den Islam und gegen Muslime führten. Die USA hatten mehrfach Sorge geäussert, dass die Islamisten Somalia zu einem Zufluchtsort für Terroristen machen könnten.

Somalias Übergangspräsident landet in Mogadischu
Erstmals seit dem Sieg über Somalias Islamisten war Übergangspräsident Abdullahi Yusuf am Montag in der Hauptstadt Mogadischu gelandet. In der Nacht davor hatten Unbekannte das Feuer auf einen Stützpunkt äthiopischer Truppen in Mogadischu eröffnet, die Yusufs Regierung stützen. Zunächst war unklar, ob es sich bei den Tätern um Anhänger der Islamisten handelte. Verletzt wurde niemand. Im Süden Somalias nahe der Grenze zu Kenia gingen die Kämpfe zwischen Islamisten und äthiopischen Truppen weiter.

Die kenianische Tageszeitung «Daily Nation» berichtete, Kenias Armee habe sieben Militärfahrzeuge der Islamisten zerstört, die vor einer äthiopischen Offensive in der Grenzregion geflohen seien. Dort sollen sich bis zu 3.000 Anhänger der "Union islamischer Gerichtshöfe" verschanzt haben, die nach einem halben Jahr an der Macht Ende vergangenen Jahres aus Somalia vertrieben worden waren.

Führende Islamisten, die in den Jemen geflohen sind, erklärten unterdessen ihre Bereitschaft zu bedingungslosen Gesprächen mit der Übergangsregierung. Bislang hatten sie einen Guerilla-Krieg gegen die neue Regierung angekündigt.

Die Übergangsregierung führte unterdessen weitere Gespräche mit Clanführern in Mogadischu, um ihren Sitz in die Hauptstadt zu verlagern. Am Samstag hatten Bewohner Mogadischus gegen die Entscheidung der Übergangsregierung protestiert, die angekündigte Entwaffnung von Milizen vorläufig zu stoppen. Als äthiopische Truppen die Demonstranten mit Gewehrschüssen zerstreuten, kamen mindestens zwei Menschen ums Leben.

Äthiopien hatte an Weihnachten den Islamisten in Somalia den Krieg erklärt. Zuvor kontrollierte die "Union islamischer Gerichtshöfe» für ein halbes Jahr weite Teile des ostafrikanischen Landes. Die weitgehend machtlose Übergangsregierung war von der äthiopischen Armee unterstützt worden. Die Soldaten sollen im Land bleiben, bis eine Friedenstruppe unter dem Mandat der Afrikanischen Union in Somalia stationiert wird. Seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren hat Somalia keine zentrale Regierung mehr.