Donald Trumps politischer Slogan "Make America great again" ist seit Wahlkampfzeiten ein viel interpretiertes Thema, sowohl für Trump-Anhänger als auch für seine Gegner. Letztere ergehen sich regelmäßig in Parodien über den US-Präsidenten, mal als Hip Hop, mal als Country-Persiflage. Unter den ungezählten Versionen, die auf YouTube über "Amerikas neue Größe" kursieren, gehört nun auch die Version, die Trump selbst verbreitete, eingespielt samt Chor- und Orchesterbegleitung der First Baptist Church of Dallas, einer evangelikalen sogenannten Mega-Kirche.
Patriotische Lobverse voller Dramatik
Der inzwischen pensionierte Chef des Baptisten-Orchesters, Gary Moore, hat die Version ins Netz gestellt. Der Schöpfer des Musikvideos sagte der "New York Times", er habe damit Trump Tribut gezollt für dessen Einsatz für das Recht der freien Rede und der Religionsfreiheit. Der Clip ist voll patriotischer Lobverse, unterlegt mit dramatischer Begleitmusik und dem Refrain "Make America great again".
"Wir danken Gott jeden Tag für einen Führer wie Trump"
Trump ist Presbyterianer, allerdings kein Kirchgänger. Er nutzt solche Ehrerbietungen, um sie vor großem Publikum zu präsentieren. Zuletzt ließ er das Baptisten-Video vor Veteranen abspielen. Am Sonntag präsentierte er eine Dia-Show vom G20-Gipfel, unterlegt mit Moores schwülstigem Soundtrack. "Wir danken Gott jeden Tag, dass er uns einen Führer wie Donald Trump" gab", lobt der Chef-Pastor der First Baptist von Dallas, Robert Jeffress, den US-Präsidenten. Er repräsentiert mit dieser Haltung viele im evangelikalen Lager, aber bei weitem nicht alle.
"Das amerikanische Christentum verrate seine Seele"
Zu den Kritikern zählt der evangelikale Methodist Jonathan Aigner. Er verurteilte die Lobhudelei als kirchlichen "Pathos" und als "blasphemisches Gebet an einen rot-weiß-blauen Jesus". Das "Make America great"-Lied findet sich mittlerweile in einer Datenbank für Kirchenlieder, die von 60.000 kirchlichen Gemeinschaften weltweit genutzt werden kann. Und tatsächlich gehöre Trump-Verehrung mittlerweile zum Glaubenskenntnis vieler US-Evangelikaler, kritisiert Aigner. Die bloße Existenz eines Liedes wie "Make America great again" in einer Datenbank für Anbetungslieder zeige, "wie dieses amerikanische Christentum seine Seele verraten" habe.