Sozialforscher beobachten schon seit langem ein höheres Maß an Zufriedenheit von Verheirateten im Vergleich zu Alleinstehenden. Die offene Frage blieb, warum das so ist. Vielleicht, so eine These, neigen glücklichere Menschen von vorneherein eher dazu, sich für den Bund des Lebens zu entscheiden. In diesem Fall läge es also an dem, was die beteiligten Personen mit in die Verbindung einbringen. Das andere Erklärungsmodell legt nahe, die Institution Ehe selbst führe zu einem insgesamt glücklicheren Leben.
Die "Nationale Agentur für Wirtschaftsforschung" (NBER) in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts wollte es genauer wissen. Statt es bei Spekulationen zu belassen, zog das vielleicht wichtigste unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut der Vereinigten Staaten für eine Untersuchung Daten heran, die kontrollierten, wie hoch die Zufriedenheit von Verheirateten vor dem Eheschluss war. Das Zahlenmaterial stammt aus einer globalen Erhebung des renommierten Meinungsforschungsinstituts Gallup sowie einer landesweiten Befragung in Großbritannien.
Rückhalt in stressigen Zeiten
Das Ergebnis fiel für die Verfasser der Studie verblüffend eindeutig aus. "Die größten Vorteile des Ehelebens ergeben sich in Zeiten, in denen Menschen unter erhöhtem Stress stehen", erklärt John Helliwell von der "Vancouver School of Economics", der mit seinem Kollegen Shawn Grover vom kanadischen Finanzministerium an dem Thema arbeitete. "Menschen, die verheiratet sind, kommen etwa mit Stress in den mittleren Lebensjahren viel besser zurecht als unverheiratete." Dasselbe Phänomen sei in anderen schwierigen Situationen zu beobachten.
Mit Ausnahme einiger Regionen in Lateinamerika, Südasien und dem subsaharischen Afrika treffe diese Beobachtung auf Menschen aus allen möglichen Ländern, Religionen und Kulturkreisen zu. Die Forscher gingen auch der Frage nach, warum das Glücksempfinden über einen langen Zeitraum anhalte und nicht etwa schon nach der "Honeymoon-Phase" zu Ende sei. Sie fanden heraus, dass Freundschaft das wichtigste Bindeglied einer funktionierenden Ehe ist. Wer in seinem Partner auch den besten Freund gefunden hat, gibt doppelt so häufig wie andere Befragte an, mit seinem Leben zufrieden zu sein.
Der Ehepartner als bester Freund
"Im täglichen Hin und Her des Alltags dürfen wir nie vergessen, wie wichtig das Element der Freundschaft ist", rät Ökonom Helliwell. Dies gelte heute umso mehr, weil in modernen Ehen gegenseitige Abhängigkeit zunehmend einem Modell gleichberechtigter Partnerschaft gewichen sei.
Während die Erkenntnisse der Studie vermuten lassen, dass vor allem Menschen aus niedrigen sozioökonomischen Schichten von einem dauerhaften Eheschluss profitieren könnten, wird dieser offenbar immer mehr zu einem Privileg: Empirische Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen Familienstatus und wirtschaftlichem Fortkommen. Stabile Ehen finden sich demnach eher unter gebildeten und einkommensstarken Personen. Umgekehrt findet sich in der ärmeren Bevölkerung ein proportional höherer Anteil an Alleinstehenden.
Anteil der Singles vergrößert
Laut einer Erhebung des Washingtoner Pew Research Center erreichte die Zahl der Nichtverheirateten in den USA ein historisches Hoch. Demnach lebte 2012 jeder fünfte erwachsene US-Amerikaner über 25 Jahren allein. Dieser Anteil verdoppelte sich gegenüber dem Wert von 1960, als noch neun von zehn Erwachsenen verheiratet waren. Während sich der Trend durch alle Bevölkerungsschichten zieht, ist er unter Afro-Amerikanern besonders ausgeprägt: Zuletzt war weniger als jeder Dritte erwachsene Schwarze in den USA verheiratet.
In derselben Studie erklärt die Hälfte der Unverheirateten, sie wünschten sich einen Partner, mit dem sie den Bund fürs Leben eingehen könnten. Es gäbe also noch genügend potenzielle Kunden für Pfarrer und Standesämter.