USA-Experte analysiert religiösen Einfluss bei der Wahl

Wählerfang mit Ostern

Es sind nur noch sieben Monate bis zur Präsidentschaftswahl in den USA. Joe Biden und Donald Trump liegen in den Umfragen gleichauf. Werden die Katholiken und Evangelikalen das Zünglein an der Waage? Besonders Trump war Ostern aktiv.

Donald Trump spricht während einer Wahlkampfveranstaltung / © Matt Rourke/AP (dpa)
Donald Trump spricht während einer Wahlkampfveranstaltung / © Matt Rourke/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Trump stützt sich bei seiner Wahl auf konservative Katholiken. Zu seinen Kernwählern gehörten jedoch immer auch die Evangelikalen. Er selbst ist nicht praktizierender Protestant. Wie passt das zusammen? 

Klaus Prömpers (Journalist und USA-Experte): Er gibt sich den Anschein, dass er ein Christ ist. Er bewirbt sich bewusst bei den christlichen konservativen Kräften in den USA darum, dass er wieder Präsident werden kann. Er tut das mit einer Tradition, wenn man so will. 1977 ließ er zum Beispiel seine erste Ehe in New York von einem protestantischen Pastor namens Norman Vincent Pearl schließen. Dieser empfahl ihm auch sein Buch "Positives Denken und Glaube" von 1952. Ein Buch, das bis heute noch stark gefragt ist. Solche Dinge machen ihn der Optik seiner Anhänger glaubwürdig. 

DOMRADIO.DE: Wie kann er dann ganz konkret die Katholiken erreichen? 

Prömpers: Sein eigener Social Media Kanal "Truth Social" spielt dabei eine wesentliche Rolle. Zu Ostern hat Trump dort eine Fülle von religiösen Postings veröffentlicht, die konservativ-gläubige Christen ansprechen. Im Zusammenhang mit seinem laufenden Prozess der Vorwoche zeigte eine Zeichnung Trump auf der Anklagebank und neben ihm Christus mit dem Titel "Christus ist König". Ein anderes Bild zeigt Trump mit der Bibel in der Hand. Im Untertitel steht: "Zwei Dinge, die Demokraten am meisten fürchten: Trump und die Bibel." Neuerdings verkauft er sogar eine Bibel. Diese ist ergänzt durch die amerikanische Verfassung und andere amerikanische grundlegende Dokumentationen. Er verkauft sie für 60 Dollar plus Steuern. Damit scheint er Erfolg zu haben. Er betont dabei, dass dies nicht seinen Wahlkampf finanzieren werde. Ob das so stimmt, weiß man nicht als derjenige, der sie möglicherweise kauft. 

DOMRADIO.DE:  Gibt es prominente Katholiken, die sich klar hinter Trump stellen? 

Prömpers: Einer der Prominentesten ist zweifelsohne Kevin Roberts. Er ist seit drei Jahren Chef der Heritage Foundation. Das ist eine Stiftung sehr konservativer Art. Diese hat es zustande gebracht, ein Programm für die zweite Amtszeit von Donald Trump zu erstellen mit 1.000 Seiten! Das nennt sich dann Project 2025. Vor allem spielt aber die Nähe von Roberts zu Trump und seinen Ideen und Wahrnehmungen der Welt eine Rolle. Roberts sagt immer wieder in Interviews, er habe Zweifel daran, dass Biden regulär gewählter Präsident sei. Das alles behauptet er und entwickelt ein Programm, das im Sinne der konservativ gläubigen Katholiken und der Evangelikalen ist und Trump zum einzig wahren Präsidenten machen würde. 

Klaus Prömpers

"Trump sagt, er würde am ersten Tag wie ein Diktator regieren."

DOMRADIO.DE: Was würde eine zweite Präsidentschaft Trumps für die USA bedeuten? 

Prömpers: Trump sagt, er würde am ersten Tag wie ein Diktator regieren. Und die Foundation fordert, er solle viel mehr Beamte feuern, als normalerweise üblich. Wenn ein Präsident wechselt in den USA, dann müssen etwa 4.000 Beamte ihren Posten räumen und werden von der neuen Partei besetzt. Die Heritage Foundation schlägt nun vor, 50.000 Menschen zu feuern. Das liegt teilweise daran, dass sie bestimmte Dinge gar nicht mehr haben wollen auf Bundesebene, so beispielsweise ein Erziehungsministerium, das Schulsystem soll in den Bundesstaaten geordnet werden und nicht oberhalb im Federal State. Roberts prägt in diesem Papier auch den Ansatz, dass Viktor Orban ein Vorbild für Trump sei. Dessen christliches Leitbild gelte es auch in den USA umzusetzen. 

DOMRADIO.DE: Gibt es nur Befürworter Trumps unter US-Amerikanischen Katholiken? 

Prömpers: Nein, natürlich nicht. Er hat nicht unbedingt die Mehrheit innerhalb der Katholiken. Es gibt viele Gruppierungen, die sich zum Beispiel bemühen, Rassismus zurückzudrängen. Oder einen anderen Umgang gegenüber Immigranten fordern. Das wird ein großes Thema in diesem Wahlkampf im Herbst dieses Jahres. Manche Katholiken stehen gegen beide Präsidenten. Trump geht ihnen viel zu weit mit seinen Äußerungen zu Grenzschließungen und den Rauswurf von illegalen Immigranten. Auch Biden tendiert in die Richtung, das Asylrecht zu missbrauchen oder umzubiegen. Dagegen stehen viele auf, zum Beispiel die Jesuiten, die an führender Front in der Migrationsseelsorge tätig sind. 

Klaus Prömpers

"Die Mehrzahl der Katholiken ist im Unterschied zu den Bischöfen der Meinung, Abtreibung solle nicht generell verboten werden".

DOMRADIO.DE: Wie ergeht es Joe Biden, dem zweiten Katholiken im Präsidentenamt überhaupt, mit dieser Situation? 

Prömpers: Mit Frage des Umgangs mit Migranten hat er ein Problem. Er hat jedoch auch andere Probleme. Am Ostersonntag fand der sogenannte "Trans Day of Visibility" satt. Joe Biden gratulierte Trans*Menschen auf X. Das wurde dann von den Konservativen kritisiert, Biden sei viel zu "woke", viel zu nachgiebig im Umgang mit der LGBTQ-Community. Konservative Katholiken zweifeln auch an Bidens Haltung beim Thema Abtreibung. Da ist jedoch die Mehrzahl der Katholiken im Unterschied zu ihren Bischöfen der Meinung, Abtreibung könne nicht generell verboten werden, es müssten Einzelfall-Lösungen gefunden werden. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR