DOMRADIO.DE: Gerade erst hat US-Präsident Donald Trump mal wieder mit einer rassistischen Bemerkung für Ärger gesorgt. Er soll mittelamerikanische und afrikanische Länder als "Drecksloch"-Staaten diffamiert haben. Welche Bedeutung bekommt der "Martin Luther King Day" vor diesem Hintergrund?
Klaus Prömpers (Ehemaliger Leiter des ZDF-Studios in New York): Das schlug natürlich ein, wie eine Bombe, was Trump am Donnerstag gesagt haben soll. Am Sonntag gingen einige republikanische Senatoren in die Fernseh-Talkshows, um das wiederum zu dementieren. Aber offensichtlich ist es so, dass er es gesagt hat. Viele afrikanische Staaten haben US-Botschafter einbestellt, um sich attestieren zu lassen, dass sie nicht dazugehören oder dass sie etwas missverstanden haben. Das schlug ein, wie eine Bombe und viele Kirchen sind sehr irritiert davon. Das war sowohl gestern in den Zeitungen zu lesen, als auch hier in den Kirchen in New York zu merken.
Was der Präsident da gesagt hat, das glaubte man gerade durch Martin Luther King und seinen Marsch für Arbeit und Freiheit und die gleichen Rechte für alle Rassen überwunden zu haben. Nicht zuletzt durch die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Nun kommt das, und es ist nicht das Einzige, was von Trump gekommen ist. Es kommen die Deportationsandrohungen gegenüber Salvadorianern und vielen anderen, selbst Jemeniten, die als Flüchtlinge in den USA nicht mehr erwünscht sind.
DOMRADIO.DE: Bereits gestern hat der Erzbischof von New York, Kardinal Dolan, in seiner Hauptmesse in der Kathedrale von New York an Martin Luther King erinnert. Was hat er gesagt?
Prömpers: Er hat nicht unmittelbar Bezug genommen auf das, was Trump in den letzten Tagen gesagt hat. Aber angesichts des Evangeliums, was gestern vorgetragen wurde, war eindeutig zu entnehmen, dass er indirekt Kritik am Präsidenten übt, an dessen immigrantenfeindlicher Einstellung und Haltung und an der migrantenfeindlichen Art, wie die Regierung im Moment den Zuzug handhabt. Sie hat ihn gesenkt auf 45.000.
Das alles kritisierte er aus dem Licht des Evangeliums heraus, das gestern verlesen wurde. Er sagte zum Beispiel zunächst einmal nur: Jesus berief die ersten zwei Apostel. Hätte man Headhunter damit beauftragt, wären diese Menschen nicht berufen worden. Es geht um die einfachen, um die armen und um die rechtlosen Menschen. Jedem in der Kathedrale war klar: Das war auch eine Kritik an Präsident Donald Trump und seiner Politik.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihr Eindruck: Welche Rolle spielt Martin Luther King und sein Gedankengut in diesen Trump-Zeiten für die Menschen? Lautet das Motto: "Jetzt erst recht"?
Prömpers: Das auf jeden Fall. Wenn man sich anhört und ansieht, was schwarze Amerikaner landauf, landab in Gottesdiensten geäußert haben, dann sieht man das sehr deutlich. Diese Botschaft von Martin Luther King Junior, die 1963 mit dem Marsch auf Washington, mit "I have a dream", kulminierte, galt eigentlich als erledigt. Aber jetzt merken alle, das ist gar nicht so. Der Rassismus ist nicht überwunden.
Eine Zeitung zieht sogar die Parallele zu deutschen Verhältnissen: Während in Deutschland die Deutschen vom Holocaust gelernt haben und wissen, was sie da falsch gemacht haben, sei den Südstaaten der USA niemals wirklich klar gewesen, was sie mit der Sklaverei falsch gemacht haben. Da gelte es nachzuarbeiten.
DOMRADIO.DE: Die katholischen Bischöfe hatten eine nationale Woche der Einwanderer ausgerufen. Die ist jetzt vorbei. Was ist das Fazit?
Prömpers: Es ist ein gemischtes Fazit. Ein Teil der Katholiken hat Trump gewählt. Die stehen nach wie vor zu ihm und erwarten, dass er seinen harten Kurs gerade auch gegen Einwanderer durchsetzt. Ein Großteil der Bischöfe – die überwiegende Mehrzahl würde ich sagen – hat in dieser Woche und gestern am Sonntag noch einmal klargemacht, dass es darum geht, den Schrei der Armen und der Rechtlosen nicht zu überhören.
Sie haben klargemacht, denen weiterhin zu helfen in ihren Nöten, sich ihre Geschichten anzuhören und dann zu schauen, wie man ihnen konkret helfen kann. Das ist, glaube ich, nicht ganz erfolglos geblieben. Aber nicht alle Katholiken stehen hinter dem, was da gesagt worden ist diese Woche. Es stehen auch nicht alle Katholiken hinter Papst Franziskus und seinen Äußerungen zu Immigration, zu Flüchtlingen und zu politischem Asyl. Da gibt es dann auch hier Kritik zu hören, ob der Papst die Kirche noch so repräsentiere, wie sie sei. Die überwiegende Mehrheit der Katholiken in den USA sagt "Ja" zu Papst Franziskus, würde ich sagen. Aber es gibt auch Zweifler.
Das Interview führte Hilde Regeniter.