DOMRADIO.DE: Sie sind heute mit im Team bei der Valentinsaktion, engagieren sich sonst aber als Referenten bei Ehevorbereitungskursen des Katholischen Bildungswerks der Kölner Erzdiözese. Warum?
Bärbel Pohl (Referentin am Valentinstag): Als ich noch in unserer Heimatgemeinde Heilige Familie in Dünnwald/Höhenhaus als Pfarramtssekretärin gearbeitet habe, gehörte es zu meinen Aufgaben, die zuständigen Pfarrer und Referentenpaare daran zu erinnern, Termine für die nächsten Ehevorbereitungskurse zu vereinbaren, da diese übers Bildungswerk laufen. Zu dieser Zeit waren bei uns die Amigonianer zuständig, von denen auch zwei diese Kurse leiteten. Als 2019 dann ein Paar ausschied, boten wir Pater Gisbert Lordiek an, für die beiden einzuspringen und diese Aufgabe zu übernehmen. Da ich vor Jahren als Mitglied im Kernteam die Erstkommunionvorbereitung begleitet habe, schien mir dies jetzt als nächste Station passend, mich in der Gemeinde einzubringen.
Rüdiger Pohl (Referent am Valentinstag): Als Leitender Mitarbeiter bei Bayer habe ich einige Trainings- und Coachingausbildungen absolviert, bei denen es immer um die Fragen ging: Wie gehe ich mit Menschen um? Wie motiviere ich sie? Wie vermittle ich etwas? Und da kam mir die Idee, diese "Trainertätigkeit" über meinen Beruf hinaus in einem Bereich einzusetzen, der mir genauso am Herzen lag. Das mag damit zu tun haben, dass wir selbst vor 35 Jahren an einem solchen Ehevorbereitungskurs teilgenommen haben und damals schon gefragt wurden, ob wir uns vorstellen könnten, selber Referenten für solche Kurse zu werden. Allerdings haben wir uns da noch zu jung und unerfahren für eine solche Herausforderung gefühlt, aber geköchelt hat das Thema eigentlich immer in mir.
DOMRADIO.DE: Warum liegt Ihnen denn die Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe am Herzen?
Bärbel Pohl: Wir haben 1986 kirchlich geheiratet und dürfen sagen, dass wir auch ein bisschen stolz darauf sind, es bis hierhin zusammen als Ehepaar geschafft zu haben. Meine Erfahrungen, was uns selbst getragen hat in dieser langen Zeit, und die Bedeutung einer christlichen Ehe möchte ich auch anderen Paaren der Generation nach uns vermitteln. Eine Eheschließung besteht doch nicht nur darin, ein schönes Kleid anzuziehen und einen festlichen Tag zu haben. Gott ins Leben als gute Stütze einzubauen, mit ihm ein wichtiges Fundament zu errichten, sich dieses Bundes mit ihm bewusst zu sein und – nach katholischem Verständnis – auch die Unauflöslichkeit der Ehe zu hinterfragen – das alles war und ist uns selbst als Paar ganz wichtig. Junge Menschen machen sich bei einer geplanten Hochzeit auf den Weg und bringen viele Fragen mit. Da ist es dann gut, wenn sie Antworten bekommen. Außerdem geht es für mich auch um eine Weitergabe von Werten und darum, dass diese nicht verloren gehen.
Rüdiger Pohl: In der Regel haben wir mit Menschen im Alter unserer erwachsenen Kinder zu tun. An dieser Generation sind wir selbst also ganz nah dran. Dabei hilft es, bei der Liebe zu differenzieren: Das eine ist dieses Gefühl des Verliebtseins mit Schmetterlingen im Bauch, wenn alles noch von großer Romantik überlagert wird und man sich im Honeymoon fühlt – was aber alleine keine lebenslange Ehe trägt. Das andere ist ein Liebesversprechen vor Gott mit der unbedingten Zusage an den anderen: Ich kümmere mich um Dich – in guten wie in schlechten Zeiten.
Viele der Liebesgebote fußen auf der christlichen Botschaft. Es geht bei einer wahren, tiefen Liebe, die überdauern soll, also um sehr viel mehr. Wir machen bei diesen Ehevorbereitungskursen mit, weil wir glauben, dass wir die in der Bibel gemeinte Liebe als Paar authentisch leben und gemeinsam mit Seelsorgern, mit denen wir solche Kurse ja zusammen durchführen, die Chance haben, junge Leute, die oft weit weg von Kirche sind, an diesen christlichen Auftrag zu erinnern und Kirche damit gleichzeitig auch ein Gesicht zu geben. Im Austausch mit diesen jungen Menschen möchten wir vermitteln, Kirche ist nicht alter Muff, sondern kann auch ganz schön cool sein.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen persönlich der heutige Valentinstag?
Bärbel Pohl: Den traditionellen Valentinstag zelebrieren wir beide eigentlich nicht, auch wenn wir die Legenden, die sich um den Heiligen Valentin ranken, kennen. Trotzdem kann ich gut nachempfinden, dass das für Liebende ein wichtiger Tag ist, um der Liebe und damit der eigenen Partnerschaft mit großer Aufmerksamkeit zu gedenken. Die Liebe steht an diesem Tag im Mittelpunkt, und das unterstützen wir gerne. Daher haben wir ja auch sofort zugesagt, als wir gefragt wurden, ob wir bei der Valentinsaktion am und im Dom mitmachen.
DOMRADIO.DE: Apropos: Gemeinsam mit dem Stadtdekanat und der Beziehungs- und Ehepastoral des Bistum haben Sie heute auf der Domplatte einiges geplant. Um was geht es da?
Rüdiger Pohl: Es gehört seit Jahren fest ins Programm des Kölner Stadtdekanats, den Tag der Liebenden zu feiern – jenseits von Fleurop oder Pralinengrüßen. In diesem Jahr lädt es unter dem Motto "Herz zeigen" dazu ein, sich gemeinsam mit einem großen Bündel Luftballonherzen zwischen 13 und 16.30 Uhr vor dem Kölner Dom mit dem eigenen Handy oder von mir professionell fotografieren zu lassen. Wer möchte, kann außerdem eine Kerze, ein Licht für die Liebe, auf dem Lastenfahrrad von "Katholisch in Köln-Mitte" anzünden.
Um 17 Uhr findet dann mit Domdechant Robert Kleine am Dreikönigenschrein eine Andacht mit Valentinssegen statt. Das ist ein niederschwelliges Angebot, und wir laden dazu ein, diesen Tag vielleicht einmal bewusst anders zu feiern. Im Mittelpunkt stehen dabei das Paar, seine Beziehung und sein gemeinsamer Weg. Aber auch andere Menschen, die sich liebevoll verbunden sind – etwa beste Freundinnen oder eine Großmutter mit ihrem Enkelkind – sind herzlich willkommen. Auch Singles, die jemanden in ihrem Herzen tragen. Wie gesagt, es geht ja um die Liebe – und das in ihrer ganzen Vielfalt.
DOMRADIO.DE: Was wollen Sie den Menschen, die heute über die Domplatte kommen und en passant auf diese kirchliche Initiative aufmerksam werden, mitgeben?
Bärbel Pohl: Die christliche Botschaft ist eine Liebesbotschaft, die wir im Moment mehr denn je brauchen, weil unsere Welt gerade in Trümmern liegt. Entsprechend müssen wir uns an dieser Liebe stärken. Wir stehen heute vor einer riesigen Kirche – und die ist das Symbol für die Liebe schlechthin. Daher würden wir uns auch wünschen, dass Kirche an diesem Tag als etwas Positives und als einladend erlebt wird: dass die Menschen spüren, hier begegnen ihnen Christinnen und Christen mit einem offenen Angebot, das ihnen Freude schenken soll und einen unvergesslichen Moment vor dem Kölner Dom als Hintergrundkulisse. Es geht nicht darum, hier zu "missionieren", aber wenn die Menschen realisieren, dass das eine fröhliche, lebens- und liebesbejahende Aktion der katholischen Kirche ist, freuen wir uns natürlich.
DOMRADIO.DE: Sie sagten es schon, abschließend findet um 17 Uhr ein Segnungsgottesdienst mit Monsignore Kleine statt, den Sie mitgestalten. Welcher Part ist dabei Ihrer?
Rüdiger Pohl: Die Lieder, Impulse und Gebetstexte, die wir zusammengestellt und zum Teil auch selbst geschrieben haben, stehen unter der Überschrift "Wir begegnen der Liebe". Wenn man mit offenen Augen durchs Leben läuft, wird man leicht feststellen, dass man im Alltag auch an Orten, an denen man es gar nicht vermuten würde, Gott und der Liebe begegnet. Wir möchten dazu einladen, beides – Gott und die Liebe – bewusster wahrzunehmen, offen dafür zu sein und zu verinnerlichen. Denn wir brauchen Gott für unser Leben.
Bärbel Pohl: Der Dom ist nun mal ein ganz besonderer Ort, und wir sind auch schon selbst sehr aufgeregt, wie das wohl werden wird. Wir wollen nicht zuviel verraten, aber am Ende dieses Valentinsgottesdienstes gibt es auch eine Überraschung, bei der sich Paare noch einmal neu begegnen können. Wir möchten die Menschen mit dieser Feier berühren.
Das Interview führte Beatrice Tomasetti.