Manchmal schlägt der Kalender Kapriolen und sorgt für skurrile Kombinationen. Wie in diesem Jahr: Nicht nur, dass der 1. April als Tag der besonderen Scherze auf den Ostersonntag fällt. Nun treffen auch Valentinstag und Aschermittwoch aufeinander.
Herz oder Aschekreuz, Festtag der Liebenden oder Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens, heiße Küsse oder Schluss mit lustig, romantisches Menü für F(r)ischverliebte oder Fischessen - eine schwer verdauliche Mischung. Besonders für Katholiken, die am Aschermittwoch streng fasten müssen. Schließlich geht Liebe durch den Magen. Kein Schokoherz, kein Sekt. Von Küssen sagt das Kirchenrecht allerdings nichts.
Gottesdienst im Kölner Dom
Kreativität ist gefragt: "Aschermittwoch ist alles vorbei - die Liebe geht weiter", unter dieser Überschrift wird es im Kölner Dom um 20.00 Uhr einen Gottesdienst für Paare geben. Neben dem traditionellen Aschekreuz werde es bei der Feier am Dreikönigenschrein auch einen Segen für Liebespaare geben.
"Freude und Sorgen, Liebe und Tod, Anfang und Ende. Alles dürfen wir vor Gott tragen, da wird nichts ausgeklammert", sagte Dompropst Gerd Bachner. "Und dafür ist der Dom der richtige Ort."
Auch die Krefelder katholische Gemeinde Heilig Geist will aus den Kalenderkapriolen eine Tugend machen. Sie lädt zu einem Tag unter dem Motto "Asche auf mein Herz" ein. Es wird viel über Liebe gesprochen werden: "Wie liebe ich? Wen liebe ich wie? Wie liebt mich Gott?", so heißen die Leitfragen. Und in Kempten im Allgäu präsentieren die Kirchen ein "Museum der gebrochenen Herzen". Die Ausstellung zeigt Objekte, die Menschen mit Liebeskummer und Trauer verbinden.
Auch Parteien können wegen der Kalender-Kapriolen in die Bredouille geraten: Im hessischen SPD-Ortsverein Bürstadt etwa treffen zwei Traditionen aufeinander: Morgens werden anlässlich des Valentinstags Blumen in der Innenstadt verteilt. Und abends lockt das Heringsessen.
Ein (kleiner) Spagat für eine Partei, die sich gerade beim Thema große Koalition zwischen Fisch und Fleisch entscheiden muss. Manche Restaurants tun sich da leichter: Sie versprechen intensive kulinarische Genüsse und bieten zwei alternative Menüs: das Valentinsmenü (Heiß wie die Liebe) und das Große Aschermittwochs-Fischbüffet.
Traditionen christlicher Herkunft
Fest steht: Beide Traditionen sind christlicher Herkunft. Mit dem Aschermittwoch beginnt für Christen die 40-tägige Buß- und Fastenzeit. Die Zahl 40 steht dabei nach biblischer Tradition für einen Zeitraum, in dem ein Neubeginn möglich wird. Früher galten strenge Regeln. An den "Fasttagen" durfte man nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit zu sich nehmen und musste sich am Morgen und Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen. Außerdem galt die Fastenzeit als "geschlossene Zeit", in der feierliche Hochzeiten, Feste und Tanz verboten waren. Zuwiderhandlungen wurden bestraft: Von Stockschlägen über Einsperren bei Wasser und Brot bis zum Ausreißen der Zähne reichte das Spektrum.
So streng sind die Sitten nicht mehr. Die katholischen deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil "so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum" im Leben gewinnen kann. Mehr Zeit für Gott und für seine Mitmenschen - da gibt es also durchaus eine Verbindung zum Valentinstag.
Valentinstag auch mit heidnischen Wurzeln
Auch dieser Festtag hat Jahrtausende alte Wurzeln. Der Brauch, einem geliebten Menschen am Festtag des heiligen Valentin etwas zu schenken, leitet sich aus Heiligenlegenden und antiken Traditionen her. Das Gedenken gilt möglicherweise dem Valentin, der im dritten Jahrhundert als Bischof von Terni amtierte und um das Jahr 268 in Rom als Märtyrer starb. Vielleicht handelt es sich aber auch um den römischen Priester Valentin, der am 14. Februar 209 das Martyrium erlitt. Trotz eines Verbotes des Kaisers soll er Liebespaare nach christlichem Zeremoniell getraut und in Krisen geholfen haben.
Der Valentinstag hat aber auch heidnische Wurzeln. Mitte Februar gedachte man im Alten Rom der Göttin Juno, die als Schützerin von Ehe und Familie galt. Die Frauen bekamen Blumen geschenkt. Ebenfalls im Umkreis des 14. Februar wurde das Fest des Hirtengottes Lupercus gefeiert. In einer "Liebes-Lotterie" fanden junge Frauen und Männer durch Losentscheid zueinander. Seit dem späten 14. Jahrhundert gilt der Valentinstag in England und Frankreich als "Tag der Verliebten".
In Deutschland kamen Valentinsgrüße erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode.