"Es geht darum, dass Kinder aus muslimischen Elternhäusern andere Kinder verfolgen oder mobben, nur weil sie nicht an Allah glauben", sagte der 41-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei sei völlig egal, ob es sich um Christen, Atheisten, Juden oder andere handele. Aber auch innerhalb der muslimischen Schülerschaft würden Kinder ausgegrenzt, weil sie beispielweise "in die falsche Koranschule gehen".
Die Tochter des Mannes wurde nach seinen Angaben an der Paul-Simmel-Grundschule in Berlin-Tempelhof in den vergangenen Jahren mehrfach von muslimischen Schülern angepöbelt, weil sie nicht an Allah glaubt. Auch mit dem Tode sei ihr deswegen von muslimischen Mitschülern gedroht worden. Der Vater betont, dass die Mitschüler bei den ersten Beschimpfungen und Drohungen noch gar nichts davon gewusst hätten, dass ein Elternteil des Mädchens jüdischer Herkunft sei. Das spiele im Leben der Familie aber auch keine Rolle, weil sie nicht religiös seien. «Meine Tochter ist eine Deutsche und isst Schweinefleisch. Aber in erster Linie ist sie ein guter Mensch», so der Vater.
Vorwurf an Politik und Behörden
Politik, Bildungsverwaltung und Schulleitung wirft der Mann vor, gegen dieses Klima der Ausgrenzung nichts zu unternehmen und die Vorfälle zu relativieren. Die Familie habe deshalb keine andere Möglichkeit gesehen, als sich an die Medien wenden. "Vorher hat sich niemand dafür interessiert, obwohl wir alle maßgeblichen Stellen darüber informiert haben."
Auch die Frauenrechtlerin, Anwältin und Gründerin einer liberalen Moscheegemeinde Seyran Ates sieht in dem Vorfall eine prinzipielle Geschichte. "Es geht hier eben nicht nur um Antisemitismus", sagte Ates der "Berliner Zeitung" (Dienstag). "Es geht hier um die Frage, wie wir als Gesellschaft künftig zusammenleben wollen. Werte wie Toleranz und universelle Menschenrechte sollten weiter die Grundlage unseres Zusammenlebens sein."
Gegenmaßnahmen und Vorbeugung
Laut Berliner Bildungsverwaltung soll voraussichtlich nächste Woche zu dem Vorfall ein Gespräch stattfinden. Daran beteiligt sind demnach Schulaufsicht, Schulleitung, Eltern, die Antidiskriminierungsbeauftragte und Schulpsychologen. Ziel sei, über Maßnahmen in dem konkreten Fall zu beraten, aber auch, "was die Schule insgesamt unternehmen kann".
Die Schulleitung habe die Bildungsverwaltung über verschiedene Fälle in den vergangenen zwei Jahren informiert. Dabei gehe es auch um ein Enthauptungsvideo, das in einer Chatgruppe zirkuliert sein soll. Dazu habe es Gespräche der Polizei mit den Eltern der betreffenden Schüler und einen Elternbrief an die Erziehungsberechtigten der Mitschüler gegeben. Im Falle der Bedrohung des Mädchens seien die Eltern des verantwortlichen Jungen einbestellt worden.