Vatikan beginnt Leistungsprinzip für Mitarbeiter

Element des Ansporns

Am 1. Januar findet im Vatikan eine kleine Revolution statt: Die Arbeit der Angestellten wird vom Beginn des neuen Jahres an nach Leistungskriterien vergütet. Innerhalb der zehn Einkommensklassen führt die Verwaltung "Verdienstkategorien" ein, die besonderen Arbeitseinsatz mit Gehaltserhöhungen prämieren.

 (DR)

Bislang erhielten die Vatikanmitarbeiter zwischen 1.200 und 2.300 Euro im Monat. Damit lag das Einkommensniveau unter dem Italiens. Doch hinzu kommen Vergünstigungen wie steuerfreies Benzin und Familienzuschläge. Zudem gibt es im Vatikan keine Einkommenssteuer.

Luxusartikel und Spirituosen können Mitarbeiter in vatikanischen Geschäften mehrwertsteuerfrei einkaufen. Um diese sagenumwobenen Privilegien beneidet jeder Römer die Kirchenbediensteten.

"Die Bandbreite der Gehälter erweitern"
Mit dem neuen Jahr erhalten die Beschäftigten im Vatikan zunächst eine Gehaltserhöhung von hundert Euro. Außerdem gibt es ab Januar innerhalb der einzelnen Einkommensklassen neue Zwischenstufen, die laut Vatikan "die Bandbreite der Gehälter erweitern". Erstmals werde damit "ein Element des Ansporns" bei der Entlohnung eingeführt, heißt es. "Hingabe, Professionalität, Produktivität und Ehrlichkeit" sollten prämiert werden. Die Chefs der Kongregation und des vatikanischen "Schatzministeriums" sowie Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone hatten die Neuerungen vor einem Monat beschlossen.

Papst Johannes XXIII. beantwortete einst die Frage, wie viele Menschen im Vatikan arbeiteten, mit dem berühmt gewordenen Ausspruch "die Hälfte". Das soll sich durch das neue Leistungsprinzip für die etwa 2.500 Laien und 1.000 Ordensleute im Dienst des Papstes künftig ändern. Außerdem steht der Verwaltung mit den neuen Regeln Mehrarbeit ins Haus. Die Angestellten der Vatikan-Bürokratie wurden zu "weisem Engagement" bei der Umsetzung aufgerufen.

Rückschritte bei der Karriere?
Die "Vereinigung der Laienmitarbeiter im Vatikan" (ADLV), die ohne große Machtbefugnisse seit 1981 die Rolle einer Gewerkschaft einnimmt, reagierte jetzt skeptisch auf das neue Leistungsprinzip. Die neuen Zwischenniveaus bei den zehn Einkommensklassen lähmten Fortschritte bei der Karriere, moniert der ADLV-Vertreter Alessandro Guarasci. Der Sprung von einer der zehn Gehaltsklassen in die nächste dauere mit dem neuen System zehn Jahre, prophezeit er wenig optimistisch.

Mehr als die Entscheidungen der Behördenchefs zu kommentieren, bleibt ihm nicht übrig, denn Tarifverhandlungen gibt es im Vatikan nicht. Von den Mitarbeitern des Kleinstaats wird erwartet, dass sie aus christlicher Motivation und nicht des Geldes wegen ihre Arbeit besonders freudig verrichten.

Von Bettina Gabbe (epd)