Vatikan-Beziehungen mit Nicaragua sind "suspendiert"

"Erstaunen und Bedauern"

Der Vatikan hat auf die Verschärfung der diplomatischen Krise zwischen dem Heiligen Stuhl und Nicaragua reagiert. Das meldete das zur vatikanischen Kommunikationsbehörde gehörende Nachrichtenportal "Vatican News".

Blick über den Vatikan / © Pawellpi_photo (shutterstock)
Blick über den Vatikan / © Pawellpi_photo ( shutterstock )

In der Mitteilung heißt es: "Die diplomatischen Beziehungen zwischen Nicaragua und dem Heiligen Stuhl sind ausgesetzt worden. Dies geht aus einer Erklärung des nicaraguanischen Außenministeriums hervor." Die Regierung habe den Heiligen Stuhl gebeten, seine diplomatischen Vertretungen im Land zu schließen.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )

Weiter heißt es in dem Text, der in mehreren Sprachen des Portals verbreitet wurde: "Um einen Abbruch der Beziehungen handelt es sich dabei nicht. Der Heilige Stuhl und Nicaragua unterhalten seit 1908 diplomatische Beziehungen." Im spanischen Text ist von einer "Suspendierung" der Beziehungen die Rede, die eingetreten sei.

Am Sonntag Nuntius ausgewiesen

Das Portal erinnerte dran, dass die Regierung in Nicaragua bereits am 12. März 2022 den Apostolischen Nuntius in Managua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag, ausgewiesen hatte. Der Heilige Stuhl habe diese Entscheidung damals "mit Erstaunen und Bedauern zur Kenntnis genommen". Der Diplomat habe sich "mit großer Hingabe für das Wohl der Kirche und des nicaraguanischen Volkes, insbesondere der Schwächsten, eingesetzt." Ferner habe er sich für den Dialog zwischen Regierung und Opposition eingesetzt.

Papst hatte sich kritisch geäußert

Möglicher Auslöser der erneuten Verschärfung der Krise war ein Interview des argentinischen Portals "Infobae" zum zehnten Jahrestag der Wahl von Franziskus. Darin hatte sich der Papst kritisch über das Vorgehen der Regierung in Nicaragua geäußert und sie als "strenge Diktatur" bezeichnet. Dabei verglich er sie mit "der kommunistischen Diktatur von 1917 oder der Hitler-Diktatur von 1935".

Diesen Vergleich wiederholte das Vatikan-Portal nicht. Es wies darauf hin, dass die katholische Kirche sich auf die Seite der Regime-Kritiker stelle und damit schwere Nachteile in Kauf nehme. "So verurteilte ein nicaraguanisches Gericht den Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, zu 26 Jahren Haft." Seit er die Strafe vor einem Monat antrat, gebe es von ihm keine Nachrichten mehr.

Quelle:
KNA