Dabei schloss er laut dem staatlichen Pressedienst NNA jedoch aus, dass auch Politiker wie der frühere Ministerpräsident Saad Hariri oder der Präsidentschaftsbewerber der maronitischen Marada-Partei, Suleiman Frangieh, an den Gesprächen teilnehmen.
Kirche mit hohem Einfluss
Am Montag hatte der Wunschkandidat der prowestlichen, von Sunniten gestützten "Allianz des 14. März", Samir Geagea, zugunsten von Michel Aoun als Favorit der syrienfreundlichen und schiitisch geprägten "Allianz des 8. März" auf eine Bewerbung um das höchste Staatsamt verzichtet und so neue Bewegung in das seit Mai 2014 andauernde Patt gebracht. Da der libanesische Staatspräsident stets ein maronitischer Christ sein muss, besitzt die Kirchenleitung hohen Einfluss.
Patriarch Rai sagte laut NNA, er habe die verschiedenen Lager im Parlament zu Verhandlungen und neuen Initiativen ermutigt. "Dies wurde gekrönt durch die Unterstützung Geageas für eine Kandidatur Aouns", sagte das maronitische Kirchenoberhaupt. Die Parteien sollten sollten sich nicht von "regionalen und lokalen Entwicklungen" beeinflussen lassen; nur könnten sie einen Präsidenten wählen, der im Land und international akzeptiert werde, so Rai vor dem Abflug nach Rom.
Religiöse Ämterverteilung
Samir Geagea, Vorsitzender der Partei "Forces Libanaises", hatte unterdessen erklärt, er bleibe trotz seines Rückzugs aus dem Präsidentschaftsrennen Mitglied des "14. März". Die Unterstützung des Kontrahenten Aoun habe "nichts zu tun mit unserer politischen Ausrichtung", sagte er am Mittwoch im libanesischen Fernsehen.
Das politische System im Libanon beruht seit der Unabhängigkeit 1943 auf einer Aufteilung der Macht unter den verschiedenen konfessionellen Gruppen des Landes. Der Staatspräsident im Libanon ist jeweils ein maronitischer Christ; der Ministerpräsident ist Sunnit und Parlamentspräsident ein Schiit. Im Parlament sind Muslime und Christen mit je 64 Sitzen vertreten.