Die Berichte über einen Giftgasangriff beschreibt der apostolische Nuntius, Erzbischof Mario Zenari, als einen Notruf: "Helft uns, damit dieser Krieg unverzüglich endet", so Zenari. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft ihre Anstrengungen verstärken werde.
Zur Frage, ob die syrische Regierung tatsächlich Giftgas eingesetzt hat, äußerte sich der vatikanische Botschafter nicht. Nach Angaben von syrischen Regimegegnern sollen Regierungstruppen bei Angriffen in der Nähe von Damaskus am Mittwoch Giftgas eingesetzt haben. Die syrische Regierung bestreitet dies. Im Internet wurden Videos von Opfern veröffentlicht, die Symptome zeigen, wie sie für Giftgasangriffe typisch sind. Eine Bestätigung von deren Echtheit liegt von unabhängiger Seite bislang nicht vor.
Deutschland fordert Aufklärung
Deutschland und die Türkei haben über mögliche Giftgasangriffe sofortige Aufklärung von der Führung in Damaskus verlangt. Die Chemiewaffen-Inspekteure der Vereinten Nationen müssten "umgehend Zugang erhalten, um die Vorwürfe zu prüfen", sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Ahmet Davutoglu am Donnerstag in Berlin. Davutoglu plädierte zudem für ein härteres Vorgehen gegen das Regime von Machthaber Baschar al-Assad.
Westerwelle wollte sich noch nicht zu möglichen Konsequenzen äußern. "Diese Vorwürfe sind so ungeheuerlich, dass es notwendig ist, bevor man über Konsequenzen spekuliert, erst einmal eine wirkliche Überprüfung zu ermöglichen." Falls sich die Angaben bestätigen sollten, handele es sich jedoch um ein "Verbrechen gegen die Menschheit".
Der türkische Außenminister forderte hingegen die sofortige Verhängung von weiteren Sanktionen gegen das Assad-Regime. Die Staatengemeinschaft habe in Syrien schon mehrere Massaker zugelassen. "Es sind zahlreiche rote Linien, die schon überschritten worden sind", sagte Davutoglu. "Wenn nicht sofort Sanktionen erfolgen, verlieren wir die Macht, abschreckend zu wirken. Es ist wichtig, dass wir in unserer Handlungsführung glaubwürdig bleiben."
Neue Luftangriffe bei Damaskus
Syrische Regierungsgegner berichteten am Donnerstag von neuen Luftangriffen auf Dörfer im Umland von Damaskus. In dem Gebiet sollen am Vortag Hunderte von Menschen mit Giftgas getötet worden sein. Nach übereinstimmenden Angaben verschiedener Revolutionskomitees kamen bei den Angriffen der Regierungstruppen mehr als 600 Menschen ums Leben. Zunächst war von mehr als 1000 Toten die Rede gewesen. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, sie habe bislang 170 Todesopfer mit Namen identifizieren können.
Chemiewaffen-Experten sind in Syrien
Bislang ist unklar, ob Damaskus eine Überprüfung der Vorwürfe durch die Chemiewaffen-Experten der Vereinten Nationen, die sich derzeit in Syrien aufhalten, zulassen wird. Der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Eliasson hatte zuvor erklärt, man habe Gespräche mit der Regierung aufgenommen. Aufgrund der Sicherheitslage sei ein Zugang zu dem Gebiet derzeit nicht möglich.
Der UN-Sicherheitsrat konnte sich bei einer Sondersitzung in New York nicht auf eine gemeinsame schriftliche Erklärung einigen. Blockiert wird das 15-Gremium seit Beginn des seit mehr als zwei Jahren andauernden Konflikts durch Meinungsverschiedenheiten mit Russland und China.