Vatikan-Justiz will sich international stärker integrieren

"Enklave in der EU"

Die Justiz des Vatikanstaates bemüht sich nach Worten ihres Staatsanwalts Pierfrancesco Grossi um eine stärkere Integration in das internationale Rechtswesen. Angesichts der Globalisierung des Rechtslebens wolle man zu einer Enklave in der EU werden.

 (DR)

Das sagte Grossi am Samstag bei Eröffnung des vatikanischen Gerichtsjahres. Ausdrücklich verwies er dabei auf die neuen Vatikannormen im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.

2012 sei für die Vatikan-Justiz ein arbeitsintensives und anstrengendes Jahr gewesen, betonte Grossi bei dem Festakt, an dem auch die amtierende italienische Justizministerin Paola Severino teilnahm. Ausdrücklich verwies er auf die "Vatileaks"-Affäre und den vor dem Vatikangericht geführten Strafprozess gegen den früheren päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele wegen schweren Diebstahls vertraulicher Papstdokumente. Der "Vatileaks"-Fall sei weiterhin offen, die Untersuchungen gingen weiter, bestätigte dazu Vatikansprecher Federico Lombardi gegenüber Journalisten.

Anschluss an Europol

Im Jahr 2012 sei die Vatikanjustiz mit 807 Zivil- und 163 Strafverfahren befasst gewesen, führte der Staatsanwalt in seinem Bericht aus. Aus Italien seien fünf Rechtshilfeersuchen an den Vatikan gerichtet worden und eines aus Polen; allen sei entsprochen worden. Die internationale Zusammenarbeit sollte sich aber nicht nur auf den Verfahrensbereich beschränken, sondern auch Fragen von Information und Investigation einschließen, sagte Grossi. So wie der Vatikan bereits 2008 Interpol beigetreten sei - und sich dieser Schritt bewährt habe -, so wäre "ein weiterer wichtiger Schritt ein Anschluss an Europol und Eurojust".

Grossi führte weiter aus, dass 2012 im Vatikan 190 Eheschließungen und zwei Taufen registriert worden seien. Gerade Eheschließungen von Personen ohne vatikanische Staatsbürgerschaft stellten viele Anfragen an das kirchliche Recht wie an das internationale Privatrecht.


Quelle:
KNA