Der Vorsitzende des Päpstlichen Rats für Migranten, Kardinal Antonio Maria Veglio, hat mit seiner Kritik an der österreichischen Flüchtlingspolitik eine Debatte in dem Land ausgelöst. Veglio bezeichnete den Vorschlag des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz (ÖVP), Flüchtlinge auf Inseln zu sammeln und allen illegal nach Europa Reisenden das Asylrecht zu entziehen, in einem Interview mit Radio Vatikan (Montag) als "nicht sehr respektvoll".
Kurz hatte vorgeschlagen, Registrierzentren auf einer Mittelmeerinsel einzurichten. Als mögliches Vorbild gilt Ellis Island vor New York, das die Vereinigten Staaten früher als Registrier- und Sammelstelle nutzten.
Dazu sagte Veglio wörtlich: "Österreich möchte die Idee der USA oder Australiens nachahmen, die diese Politik anwenden, die ich den Menschen gegenüber für nicht sehr respektvoll halte. Ich verstehe, dass sich die einzelnen Länder vor diesen Ankünften - die sie Invasion nennen - schützen wollen, aber mir scheint, dass den Menschen so das Recht auf Auswanderung verwehrt wird."
Forderung nach einheitlicher Flüchtlingspoltik auf EU-Ebene
Die betreffenden Menschen verließen unter Lebensgefahr ihre Heimat, sagte Veglio. Mit Blick auf eine Internierung auf Inseln oder auf Schiffen als schwimmenden Hotspots sagte der Kardinal, die Flüchtlinge fänden sich dort als "Gefangene" wieder.
Der Vorsitzende des Päpstlichen Rats der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs forderte stattdessen eine einheitliche europäische Flüchtlingspolitik. "Europa hat 500 Millionen Einwohner, was sind da eine Million Flüchtlinge?". Wenn ganz Europa eine einheitliche Flüchtlingspolitik mit "einer gewissen Offenheit" hätte, dann wären "diese Einwanderer, die kommen, nicht viele", so Veglio.