Vatikan: Priesterweihen der Piusbrüder sind unerlaubt

"Durchweg illegitim"

Der Vatikan hat die für Ende Juni geplanten Priesterweihen der traditionalistischen Piusbruderschaft für unerlaubt erklärt. In einer Stellungnahme am Mittwoch betonte das vatikanische Presseamt, solange die Bruderschaft keinen ordentlichen Status in der katholischen Kirche besäße, seien ihre Mitglieder nicht berechtigt, irgendeinen Dienst in der Kirche auszuüben. "Die Weihen sind daher durchweg als illegitim anzusehen", heißt es in der Erklärung.

 (DR)

Der Vatikan verwies dabei auf den Brief von Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe vom März. In diesem betonte er, dass deren Geistliche «keine Ämter in der Kirche ausüben», so lange die Bruderschaft selbst über keinen Status innerhalb der katholischen Kirche verfüge. Diese bleibe so lange nicht anerkannt, «bis Fragen der kirchlichen Lehre geklärt sind», hatte das Kirchenoberhaupt betont.

Die Umstrukturierung der vatikanischen Traditionalisten-Fachstelle «Ecclesia Dei» steht laut der Stellungnahme in nächster Zeit bevor. Erst nach der Festlegung des neuen Status dieser Kommission könne es einen Dialog mit den Verantwortlichen der Piusbruderschaft geben. Inhalt der künftigen Gespräche sei «die gewünschte Klärung der lehrmäßigen und nachfolgend auch der disziplinären Fragen, die völlig offen sind», so der Vatikan.



   Vatikanangaben zufolge steht die Eingliederung der für die Traditionalisten zuständigen Kommission «Ecclesia Dei» in die römische Glaubenskongregation unmittelbar bevor. Dieser Schritt sei eine Voraussetzung für die Aufnahme des Dialogs zwischen dem Vatikan und der Pius-Bruderschaft «über die Kirchenlehre und infolgedessen über Disziplinarfragen, die weiterhin offen sind».

   Die angekündigten Priesterweihen der Bruderschaft ohne päpstliche Zustimmung hatten vor allem in Deutschland heftige Proteste hervorgerufen. Die Traditionalisten bezeichnen die Weihen als Zeichen der Einheit mit dem Papst und der katholischen Tradition. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sowie seine Amtskollegen Heinz Josef Algermissen und Gerhard Ludwig Müller forderten in den vergangenen Wochen wiederholt eine klärende Stellungnahme aus dem Vatikan.

   Die Aufhebung der Exkommunikation der vier 1988 ohne vatikanische Zustimmung geweihten Traditionalistenbischöfe hatte im Januar eine Welle der Empörung ausgelöst. Einer der Betroffenen, der Brite Richard Williamson, hatte in einem Fernsehinterview den Holocaust geleugnet. Der Vatikan betonte daraufhin, er habe über Richardsons Auffassungen über die Judenvernichtung keine Kenntnis gehabt. Der Papst habe die Exkommunikation der Bischöfe als Zeichen des Entgegenkommens und positive Geste für einen Dialog mit den Lefebvrianern aufgehoben.

   Die Traditionalisten lehnen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils wie die Änderungen in der Liturgie und die Öffnung für den Dialog mit anderen Kirchen und Religionen ab. Sie feiern weiterhin die Messe nach dem alten vorkonziliaren Ritus, den Benedikt XVI.
bereits im vergangenen Jahr durch die Aufhebung von Einschränkungen aufgewertet hatte.

   Die Priesterbruderschaft St. Pius X. gibt es seit 1970. Gründer ist der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991). Er wurde wegen der unerlaubten Bischofsweihen 1988 exkommunziert.