Vatikan regelt erstmals das Leben "geweihter Jungfrauen"

Gefragte Lebensform

In einem neuen Dokument befasst sich der Vatikan erstmals näher mit dem Stand der "geweihten Jungfrauen" – fast 50 Jahre nachdem die katholische Kirche diesen wieder eingeführt hat. Und es ist sogar noch etwas mehr geplant.

Detroit: Drei Frauen in Brautkleidern bei ihrer Jungfrauenweihe / © Joel Breidenbach (KNA)
Detroit: Drei Frauen in Brautkleidern bei ihrer Jungfrauenweihe / © Joel Breidenbach ( KNA )

Im Vatikan gibt es Überlegungen für ein Treffen geweihter Jungfrauen aus aller Welt. Damit könnte in zwei Jahren der 50. Jahrestag der Wiedereinführung der Weihe von Jungfrauen durch Papst Paul VI. begangen werden, erklärte der Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation, Kardinal Joao Braz de Aviz, am Mittwoch in Rom.

Kardinal Aviz äußerte sich bei einer Vorstellung eines neuen Dokuments, das sich erstmals mit dem Stand der "geweihten Jungfrauen" befasst. Der rund 35 Seiten umfassende Text schildert die Entwicklung dieser Lebensform, erinnert an die Wiedereinführung der Jungfrauenweihe im Jahr 1970 und behandelt die Rolle solcher Frauen in der heutigen Kirche.

Neues Testament erwähnt "Geweihte Jungfrauen"

Vorgestellt wurde das Dokument "Ecclesiae Sponsae Imago" (Das Bild der Kirche als Braut) von Kardinal Joao Braz de Aviz, dem Leiter der zuständigen Kongregation für Orden und Apostolisches Leben. Es sei "das erste Dokument, mit dem der Apostolische Stuhl die Gestalt und Regeln dieser Lebensform weiterentwickelt", so Braz de Aviz.

Laut dem Neuen Testament ab es in der frühen Kirche nicht nur den Stand der Bischöfe, Priester und Diakone, sondern auch jenen der Witwen und "geweihten Jungfrauen". Diese unverheirateten Frauen hatten ihr Leben auf besondere Weise Gott geweiht, waren aber weiter in ihrem normalen Lebensumfeld tätig. Ein Klosterleben für Frauen entstand erst viel später und verdrängte in der Folge diese Lebensform alleinstehender Frauen.

Aufgaben und Möglichkeiten zölibatär lebender Frauen

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) entdeckte sie die katholische Kirche wieder. Daraufhin erließ Papst Paul VI. am 31. Mai 1970 eine Instruktion, welche den Ritus der Jungfrauenweihe wieder einführte. Laut einer Schätzung im Jahr 2016 gibt es derzeit weltweit gut 5.000 geweihte Jungfrauen. Diese lebten, so Kardinal Braz de Aviz, auf allen Kontinenten, wo sie in ihren Bistümern unterschiedlichsten Tätigkeiten nachgehen.

Wie Ordensfrauen ihrer Vorgesetzten geloben geweihte Jungfrauen ihrem Bischof Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die Art und Weise, wie sie ihr Charisma leben – stärker kontemplativ oder aktiv –, ist ihnen jedoch freigestellt. Einige von ihnen sind in Wissenschaft und Lehre, andere als Einsiedlerinnen oder in sozialen Diensten tätig. Zudem können sie ganz allein wohnen, bei ihrer Herkunftsfamilie oder in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.


Drei Frauen in Brautkleidern beten vor ihrer Weihe / © Joel Breidenbach (KNA)
Drei Frauen in Brautkleidern beten vor ihrer Weihe / © Joel Breidenbach ( KNA )
Quelle:
KNA