Vatikan restauriert die Kolonnaden des Bernini

Neuer Glanz für die Säulen des Papstes

Der Vatikan steht vor einer der umfangreichsten Restaurierungsarbeiten der jüngeren Zeit. Nach der Erneuerung der Fassade des Petersdoms zum Heiligen Jahr 2000 sollen in den kommenden vier Jahren auch die Bernini-Kolonnaden, die den Petersplatz umfassen, runderneuert werden.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

Zur Jahrtausendwende hatte sie eine deutsche Spezialfirma bereits gesäubert. Details des Projekts will der Verwaltungschef des Governatorats des Vatikanstaats, Bischof Renato Boccardo, an diesem Donnerstag in Mailand erläutern. Zu dem Vorhaben äußerte er sich aber bereits am Mittwoch der Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, vorab in einem Artikel der Vatikanzeitung "Osservatore Romano". Schon seit einiger Zeit ist ein Teil des linken Säulenganges eingerüstet. Restauratoren erkunden dort die Vorgehensweise für die Gesamtrestaurierung.

Den Platz entwarf der aus Neapel stammende Barockarchitekt und Bildhauer Giovanni Lorenzo Bernini (1598 - 1680). Papst Alexander VII. gab am 15. März 1657 dem Vorhaben seine Approbation. Nach Paoluccis Worten hatte der Papst als Auftraggeber klare Vorstellungen. Er wollte einen überdachten Rundgang, der die Basilika mit der Stadt verbindet, und einen repräsentativen Platz für große öffentliche Zeremonien wie den Segen "Urbi et orbi" oder die Fronleichnamsprozession. Ferner sollte der bis dahin unbebaute Platz den Besuchern ein Gefühl für das Umfassende der Universalkirche vermitteln. Alexander VII. wünschte sich eine Architektur "im Dienste des päpstlichen Palastes und der Basilika Sankt Peter".

Statuen von Heiligen, Glaubenszeugen, Ordensgründern
Bernini erwog mehrere Lösungen, die sich auch an der Form des von Michelangelo mehr als ein Jahrhundert zuvor entworfenen Kapitolsplatzes orientierten. Schließlich einigten sich Bernini und der Papst "durch eine glückliche Fügung zwischen dem Willen des Auftraggebers und dem Genie des Baumeisters" - wie Paolucci anmerkt - unmittelbar auf die heutige Gestalt: eine Ellipse von 240 auf 340 Metern, mit 284 dorischen Säulen von 15 Metern Höhe, die den Platz umfassen.

Bernini ordnete sie in vier überdachten Reihen. Darüber säumen 140 über drei Meter große Statuen von Heiligen, Glaubenszeugen, Ordensgründern und Kirchenlehrern die Balustrade. Sie sollen den Triumph des Christentums und die Gemeinschaft der Kirche versinnbildlichen. Der Auftraggeber stellte zwei Bedingungen, die auch heutigen Bauherren nicht fremd sein dürften: Der Platz sollte erstens schnell und zweitens kostengünstig gestaltet werden.

Tatsächlich schaffte es Bernini, trotz weiterer Verpflichtungen, den Petersplatz zwischen 1656 und 1667 also in knapp zehn Jahren zu errichten. Auch die zweite Bedingungen erfüllte der Stararchitekt - allerdings "mit einigen negativen Konsequenzen, wenn man an die nicht immer exzellente Qualität des verbauten Travertins denkt", so Paolucci.

Die Arbeiten umfassen die gesamten Kolonnaden
Die Qualität des hellen Steines, der in warmen Schattierungen das wechselnde Sonnenlicht reflektiert, dürfte aber nur eine der Herausforderungen sein, vor denen die Restauratoren stehen. Die Arbeiten umfassen die gesamten Kolonnaden, von der Säulenbasis bis zu den aufragenden Standbildern. Unter anderem geht es nach Angaben des Museumsdirektors um "die Überdachung und die Abflüsse des Regenwassers, das Ausbessern alter unangemessener Reparaturen, die Entfernung von Schwefelablagerungen, die Säuberung und Konsolidierung der Oberflächen sowie wirksame Schutzmaßnahmen".

Den Zuschlag für die Arbeiten erhielt das italienische Unternehmen "Fratelli Navarra". Geleitet werden sie aber von den Fachleuten der Vatikanischen Museen; die Restaurierung soll abschnittsweise vonstattengehen. Für die Kosten stehen private Sponsoren ein. Die Familienfirma Navarra kann auf bedeutende Projekte verweisen. Unter anderem hat sie die Basilika des Heiligen Antonius in Padua, den Palazzo Propaganda Fide an der Piazza di Spagna in Rom und den Palazzo Ducale in Genua erneuert. In vier Jahren, so hoffen Auftraggeber, Restauratoren und Besucher, soll das Säulenrund Berninis in neuem Glanz erstrahlen.