Vatikan stellt Zeitplan zur Umsetzung von Reformen vor

Fortsetzung der Weltsynode

Die Reformen in der der katholischen Kirche, die Papst Franziskus mit dem Projekt Weltsynode angestoßen hatte, sind längst nicht umgesetzt. Nun gibt es einen konkreten Zeitplan, der mit einer Kirchenversammlung im Herbst 2028 endet.

Bei der Weltsynode wurde über den Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche gesprochen. / © Gregorio Borgia/ (dpa)
Bei der Weltsynode wurde über den Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche gesprochen. / © Gregorio Borgia/ ( (Link ist extern)dpa )

Papst Franziskus hat für viele überraschend eine weitere Phase der eigentlich beendeten Weltsynode der katholischen Kirche eingeleitet. Das kündigte der Generalsekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, in einem vom Papst gebilligten Schreiben an, das der Vatikan am Samstag veröffentlichte. Dieser "ausführende" Teil der Synode soll die Umsetzung bisheriger Ergebnisse begleiten. Dafür enthält das Schreiben einen Zeitplan zur Umsetzung von Reformen in der katholischen Kirche. 

Um die bei der Weltsynode im Oktober 2024 verabschiedeten Beschlüsse in den jeweiligen Ländern zur Anwendung zu bringen, sind mehrere Treffen anberaumt, die in einer Kirchenversammlung in Rom im Oktober 2028 gipfeln sollen, schreibt Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech in dem am Samstag veröffentlichten Brief, der sich an alle Bischöfe der Weltkirche richtet. Darin heißt es ausdrücklich, dass es sich bei dieser Versammlung nicht um eine neue Synode handeln werde.

"Auf der Ebene der gesamten Kirche"

Kardinal Mario Grech (r), Generalsekretär der Bischofssynode, spricht während einer Pressekonferenz am Ende der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode.  / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Kardinal Mario Grech (r), Generalsekretär der Bischofssynode, spricht während einer Pressekonferenz am Ende der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode. / © Andrew Medichini/AP ( (Link ist extern)dpa )

Es sei auch das erste Mal, dass eine solche Versammlung "auf der Ebene der gesamten Kirche zusammentritt", präzisierte er weiter. Darum müsse noch vieles ausgearbeitet und präzisiert werden. Diese Umsetzung wird nun durch den am Samstag eingeleiteten dreijährigen Prozess begleitet. Dieser ziele darauf ab, einen direkten Austausch unter den Kirchen über die in der Anwendungsphase gewonnenen Erkenntnisse zu fördern, erläuterte Kardinal Grech bei Vatikannews.

Wie auch die Weltsynode ist dieser Prozess erneut in unterschiedliche Phasen eingeteilt. "Das Ziel ist, dass die Umsetzung nicht isoliert erfolgt, als ob jede Diözese eine separate Einheit wäre, sondern dass die Verbindungen zwischen den Kirchen auf nationaler, regionaler und kontinentaler Ebene gestärkt werden", sagte Kardinal Grech. Im Mai soll ein "Unterstützungsdokument für die Umsetzungsphase" veröffentlicht werden.

"Synodalität zunehmend wesentliche Dimension"

Franziskus habe am 11. März den Prozessbeginn zur Begleitung und Evaluierung der Umsetzungsphase endgültig genehmigt, so der maltesische Kardinal. Franziskus hoffe, dass dieser Phase besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, "damit Synodalität zunehmend als wesentliche Dimension des alltäglichen Lebens der Ortskirchen und der gesamten Kirche verstanden und gelebt wird".

Von Juni 2025 bis Dezember 2026 soll die Umsetzung in den Ortskirchen und ihren Gruppierungen folgen. Für das erste Halbjahr 2027 sind Evaluierungsversammlungen in den Bistümern vorgesehen, im zweiten Halbjahr dann in nationalen Bischofskonferenzen und internationalen Zusammenschlüssen und schließlich, im ersten Halbjahr 2028, auf kontinentaler Ebene. Für Juni 2028 ist die Veröffentlichung des sogenannten Instrumentum laboris geplant, also des Leitfadens für die Arbeiten jener Kirchenversammlung, die zum Abschluss im Oktober 2028 im Vatikan stattfinden soll.

Nicht nur "Vorgaben von oben"

In diese Phase sollen auch Ordensgemeinschaften, Laienvereinigungen sowie andere kirchliche Bewegungen vor Ort einbezogen werden. Der Prozess sei nicht als bloße Umsetzung von "Vorgaben von oben" zu verstehen, betonte der Kardinal. Es gehe um eine Rezeption der im Abschlussdokument dargelegten Orientierungen, die auf die lokalen Kirchen zugeschnitten seien.

Zugleich sei es unerlässlich, als Gesamtkirche gemeinsam voranzuschreiten und den Prozess in verschiedenen kirchlichen Zusammenhängen zu harmonisieren. Damit sollten alle "vom Reichtum und der Kreativität" der von den Ortskirchen eingeschlagenen Wege profitieren und die Früchte in ihren territorialen Zusammenschlüssen ernten.

Kirchenprojekt für mehr Mitbestimmung

Die Weltsynode, die Franziskus 2021 eingeläutet hatte, war eigentlich im Herbst vergangenen Jahres mit dem zweiten Teil der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Vatikan zu Ende gegangen. Unter dem Thema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" war in unterschiedlichen Phasen über die Struktur und Ausrichtung der katholischen Kirche beraten worden. Im Rahmen des zunächst auf drei Jahre angelegten Projekts Weltsynode zur Synodalität sollten neue Wege etwa zur Mitbestimmung von Laien und zu einem neuen Zuschnitt von Bischofs- und Priesteramt gefunden werden. 

Unmittelbar nach dem Abschluss der Weltsynode Ende Oktober vergangenen Jahres, hatte Papst Franziskus erklärt, das Schlussdokument sei "Teil des ordentlichen Lehramtes" des Papstes und müsse als solches angenommen werden. Die Ortskirchen und kirchlichen Zusammenschlüsse sind also verpflichtet, dieses Dokument umzusetzen. Bei der Synode waren zum ersten Mal nicht nur Bischöfe, sondern auch Ordensvertreter und Laien stimmberechtigt, darunter auch Frauen.

Redaktioneller Hinweis: Der Artikel wurde am 15.03.2025 gegen 15 Uhr aktualisiert und erweitert.

Schlussdokument der Weltsynode im Buchhandel erhältlich

Das Abschlussdokument der Weltbischofssynode ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Der 200 Seiten umfassende Band "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Mission" ist auf Italienisch bei Libreria Editrice Vaticana erschienen und kostet 7 Euro, wie der Vatikan am Montag mitteilte. Papst Franziskus hatte den Abschlusstext der Weltbischofssynode am 26. Oktober direkt ohne Änderungen genehmigt.

Beratungen bei der Weltsynode (synod.va/Lagarica)