Vatikan und Israel bei Grundlagenvertrag kurz vor der Einigung

"Bedeutende Fortschritte"

Israel und der Vatikan stehen offenbar kurz vor einer Einigung über strittige Steuer- und Finanzfragen des gemeinsamen Grundlagenvertrags: Die bilaterale Kommission habe bei dem Treffen im Vatikan "bedeutende Fortschritte in Richtung einer Einigung" erzielt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

 (DR)

In Verhandlungskreisen wird eine Einigung noch in diesem Jahr erwartet. Strittig sind auch nach dem Treffen am Dienstag (12.06.2012) in Rom Fragen der Besteuerung kirchlichen Eigentums in Israel. Seit den 90er Jahren verhandelt eine bilaterale Kommission aus israelischem Oberrabbinat und der Kommission für religiöse Beziehungen des Heiligen Stuhls zum Judentum über die Umsetzung des Grundlagenvertrags zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl von 1993. Der Heilige Stuhl fordert etwa Steuerfreiheit für kirchliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pilgerhotels in Israel. Zuletzt hatte sich die Kommission im Januar getroffen. Die nächste Sitzung der Kommission wird am 6. Dezember 2012 in Rom stattfinden.



Eine sich abzeichnende Vereinbarung zwischen Israel und dem Vatikan über Fragen kirchlichen Eigentums stößt indes bei den Palästinensern auf Unmut. "Wir fordern den Heiligen Stuhl dazu auf, seine Position zugunsten der palästinensischen Rechte zu bekräftigen und das Heilige Land vor der aggressiven israelischen Politik zu schützen", forderte PLO-Funktionär Nabil Shaath in einem Schreiben an den Vatikan.



Shaath kritisierte, dass in dem bisherigen Entwurf für ein Abkommen zwischen Israel und der katholischen Kirche nicht zwischen Israel und den von Israel besetzten Gebieten unterschieden werde. Damit werde indirekt "Israels illegale Annektierung Ostjerusalems anerkannt". Etwa zeitgleich mit den Verhandlungen mit Israel hatte der Vatikan 1993 offizielle Beziehungen zur Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) aufgenommen. Der Vatikan forderte wiederholt, dass die Stadt Jerusalem einen international garantierten Sonderstatus erhält.



Berichten der auflagenstärksten israelischen Tageszeitung "Yediot Achronot" zufolge war der Durchbruch möglich geworden, nachdem die katholische Kirche darauf verzichtet hatte, die volle Verfügungsgewalt für das Zimmer zu behalten, in dem Jesus das letzte Abendmahl zu sich genommen haben soll. Israel habe diese Forderung mit dem Argument abgelehnt, das Gebäude befinde sich genau an der Stelle, wo, der jüdischen Überlieferung zufolge, das Grab von König David liegen soll.



Dazu sagte Erzbischof Ettore Balestrero am Dienstag "Radio Vatikan", die Einstellung des Vatikans im Hinblick auf die Besetzung Ostjerusalems habe sich "nicht geändert". Diese Einstellung sei bei verschiedenen Gelegenheiten Ausdruck verliehen worden, und sie werde bei der Abfassung eines neuen Abkommens mit der PLO, das momentan in Arbeit sei, wiederholt werden, ergänzte der vatikanische Untersekretär für internationale Beziehungen.