Vatikan weist US-Vorwürfe gegen Kardinal Ratzinger zurück

Keine Verheimlichung

Der Vatikan hat Vertuschungsvorwürfe im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch in der US-Kirche zurückgewiesen. Sprecher Federico Lombardi wandte sich gegen Berichte, als Kurienkardinal habe Joseph Ratzinger in den 1990er Jahren einen Missbrauchsfall in Milwaukee "verheimlicht".

 (DR)

Sprecher Federico Lombardi widersprach einem Bericht der «New York Times». Das Blatt hatte berichtet, aufgrund der kirchlichen Vorschriften sei eine Weiterleitung des Falls an die staatlichen Behörden untersagt gewesen.

Die Vergehen des Priesters Lawrence Murphy, der zwischen 1950 und 1974 an einer Gehörlosenschule rund hundert Kinder missbraucht haben soll, seien der Glaubenskongregation 1996 gemeldet worden, erläuterte Lombardi. Der Vorgang sei nach Rom gelangt, weil mit ihm auch ein Verstoß gegen das Beichtgeheimnis verbunden war.

Mit Blick auf das Alter und die angeschlagene Gesundheit des Geistlichen habe der Vatikan auf eine kirchliche Strafe wie die Versetzung in den Laienstand verzicht. Rom habe die Erzdiözese Milwaukee gebeten, geeignete Maßnahmen gegen den Geistlichen zu verfügen, der damals bereits in Klausur lebte und vier Monate später starb.

Eine Meldepflicht für alle Missbrauchsfälle an die vatikanische Glaubensbehörde war erst im Jahr 2001 auf Drängen Ratzingers für die Weltkirche verfügt worden. Der heutige Benedikt XVI. war von 1981 bis zu seiner Papstwahl im Jahr 2005 Leiter der Glaubenskongregation.