Vatikan, Weltkirchenrat und Menschenrechtsorganisationen verurteilen die Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators

Reaktionen auf Saddams Tod

Die Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein am Samstag ist auf Kritik gestoßen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betonte, die Kirche sei grundsätzlich gegen die Todesstrafe auch wenn es sich um einen Schwerverbrecher handele. Auch Menschenrechtsorganisationen haben die Hinrichtung kritisiert. Dies sei ein "falsches Signal" für die Bemühungen um mehr Rechtsstaatlichkeit im Irak, so amnesty international Deutschland. Human Rights Watch bezeichnete die Hinrichtung als "bedeutsamen Rückschritt".

 (DR)

Vatikan hofft nun auf mehr Anstrengungen
Die Tötung eines Schuldigen sei kein Weg in eine gerechte Gesellschaft, sondern berge das Risiko, dass Rache und Gewalt zunähmen. Der Vatikan äußerte die Hoffnung, dass die verantwortlichen Politiker in Irak nun alle Anstrengungen unternähmen, um einen Weg zu Versöhnung und Frieden zu öffnen.

Auch der Weltkirchenrat sprach sich grundsätzlich gegen die Todesstrafe aus. Generalsekretär Samuel Kobia erklärte in Genf, jede Vollstreckung dieser Strafe sei eine Tragödie.

"Bedeutsamer Rückschritt"
Mit der Hinrichtung am Samstagmorgen werde es den meisten überlebenden Opfern von Saddams jahrzehntelanger Herrschaft verwehrt, ihm vor Gericht die Folgen seiner Taten vorzuhalten, fügte Bartelt hinzu.

In New York erklärte Human Rights Watch, die Hinrichtung markiere mit Blick auf die Menschenrechte und rechtsstaatliche Prinzipien einen "bedeutsamen Rückschritt". Wie amnesty lehnt die Organisation Todesurteile auch bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit prinzipiell ab.

"Falsches Zeichen für den Irak"
Scharfe Kritik übte Human Rights Watch am ersten Gerichtsverfahren gegen Saddam Hussein, das am 5. November mit dem nun vollstreckten Todesurteil geendet hatte. Darin war Saddam wegen der Tötung von 148 Schiiten in Dudschail angeklagt worden. "In diesem Prozess sind elementare und international gültige rechtsstaatliche Standards verletzt worden", erklärte auch amnesty. So habe Saddam auf Grund politischer Einflussnahme seine Anwälte erst nach einem Jahr sehen können. Auch seien einige Anwälte ermordet worden.

Zudem könne nun der bereits begonnene Prozess wegen des mutmaßlichen Völkermords an bis zu 100.000 Kurden im Nordirak 1988 nicht zu Ende geführt werden, bedauerte Bartelt. Ebenso bleibe die noch gar nicht begonnene rechtsstaatliche Aufarbeitung der meisten Verbrechen Saddams an den Schiiten auf der Strecke. "Für den demokratischen und rechtsstaatlichen Aufbau des Iraks wäre aber eine faire und umfassende Verurteilung Saddam Husseins genau das Symbol gewesen, das dieses Land so nötig hätte", sagte er.