Vatikan will Maßnahmen gegen Gläubigenschwund erörtern

Erst innere Reinigung, dann Evangelisierung

Der Vatikan will sich mit möglichen Schritten gegen den Schwund von Gläubigen auseinandersetzen, eine Bischofssynode im Oktober soll das Thema erörtern. Ein entsprechendes Arbeitspapier wurde bereits jetzt vorgestellt.

 (DR)

Eine solche Neubelebung erfordere den Mut, "Untreue und Skandale innerhalb der katholischen Kirche" offen anzuprangern, erklärte der Synoden-Generalsekretär Erzbischof Nikola Eterovic bei der Vorstellung des Arbeitspapiers am Dienstag (19.06.2012) im Vatikan. Das Bischofstreffen tagt vom 7. bis 28. Oktober unter dem Titel "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens".



Eine innere Reinigung der Kirche sei Voraussetzung für den Erfolg einer neuen Evangelisierungskampagne, sagte Eterovic. Der "Mechanismus der Glaubensvermittlung" funktioniere in vielen Gegenden der Welt nicht mehr. Aus den Antworten der Bischofskonferenzen auf ein erstes Vorbereitungsdokument gehe hervor, dass dieses Problem nicht nur Länder des säkularisierten Westens betreffe. Eterovic sprach von einem überraschenden Befund.



Neue geistliche Bewegungen müssen stärker in die ordentliche Seelsorge der Pfarreien eingebunden werden, sagte der Erzbischof. Es gelte, verschiedene Berufungen innerhalb der Kirche in Einklang zu bringen. Eterovic betonte zugleich, dass das Arbeitspapier keine konkreten Handlungsanweisungen enthalte, sondern grundsätzliche Perspektiven aufzeigen wolle.



Das 88 Seiten umfassende Dokument verzeichnet einen Rückgang der religiösen Praxis in vielen Ortskirchen. Grund sei eine anhaltende Säkularisierung durch eine Mentalität, die Gott aus dem Leben und Bewusstsein ausklammere. Auch die Migration und die zunehmende Vielfalt der Kulturen fördere einen Zerfall "der grundlegenden Bezugspunkte des Lebens, der Werte, der Bindungen". Die Kirche müsse dagegen ihre "spirituellen Energien" sammeln und in dem neuen kulturellen Klima konstruktiv einsetzen, so das Papier.



Der Synoden-Generalsekretär zeigte sich zufrieden mit der bisherigen Resonanz auf die Vorbereitungen. Von den Fragebögen, die man an 114 Bischofskonferenzen, 13 orientalische katholische Kirchen und 26 Kurienbehörden geschickt habe, seien über 70 Prozent beantwortet zurückgekommen. Reaktionen gab es laut Eterovic es auch aus Regionen, in denen Christen in schwierigen Situationen leben, etwa im Nahen Osten oder in einigen afrikanischen Ländern.



Die Antworten verarbeitete das Synodensekretariat zusammen mit dem Vorbereitungspapier, den sogenannten Lineamenta, zu dem jetzt vorgestellten Arbeitsdokument. Dessen offizielle lateinische Bezeichnung lautet "Instrumentum laboris"; es ist eine Art Tagesordnung für die Bischofssynode.