Vatikangerichts-Chef Pignatone geht in Ruhestand

Der Mafia-Jäger

Er half dem Papst beim "Aufräumen", jetzt geht Vatikangerichts-Präsident Pignatone in Rente. Als römischer Staatsanwalt hatte er gegen die Mafia durchgegriffen. Im Vatikan musste er ebenfalls heiße Eisen anpacken.

Anhörung im Strafprozess um den Finanzskandal im Staatssekretariat vor dem vatikanischen Strafgericht im März 2023 im Vatikan mit den Richtern Venerando Marano (l.), Giuseppe Pignatone (m.) und Carlo Bonzano (r.) / © Vatican Media/Romano Sicliani (KNA)
Anhörung im Strafprozess um den Finanzskandal im Staatssekretariat vor dem vatikanischen Strafgericht im März 2023 im Vatikan mit den Richtern Venerando Marano (l.), Giuseppe Pignatone (m.) und Carlo Bonzano (r.) / © Vatican Media/Romano Sicliani ( KNA )

Giuseppe Pignatone (75), seit Oktober 2019 Präsident des Vatikanischen Gerichtshofs, tritt in den Ruhestand. Papst Franziskus habe seinen altersbedingten Rücktritt zum Jahresende angenommen und ihm für seine Dienste gedankt, teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Franziskus hatte den früheren italienischen Staatsanwalt, der im Lauf seiner Karriere auch durch Prozesse gegen die Mafia und 'Ndrangheta von sich reden machte, vor fünf Jahren als obersten Richter in den Vatikanstaat geholt.

Der aus dem sizilianischen Caltanisetta stammende Pignatone war unter anderem an der Aufspürung und Ergreifung des "Bosses der Bosse" Bernardo Provenzano 2006 beteiligt. Seit 2012 als Generalstaatsanwalt in Rom tätig, arbeitete Pignatone ebenfalls gegen organisierte Kriminalität und Geldwäsche, so auch 2014 im Rahmen von Ermittlungen gegen das römische Netzwerk "Mafia Capitale".

Erstmals Schuldspruch gegen einen Kardinal

Noch am Dienstag hatte Pignatone in einem Strafprozess wegen Betrugs und Geldwäsche Urteile gegen die frühere Leitung des päpstlichen Chors der Sixtinischen Kapelle verkündet. Alle drei Angeklagten, ein Priester und ein Ehepaar, wurden zu mehrjährigen Haft- sowie Geldstrafen verurteilt. 

Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring (KNA)
Giovanni Angelo Becciu / © Paul Haring ( KNA )

Eines der bedeutendsten Verfahren unter Pignatones Vorsitz war der Vatikan-Finanzprozess, bei dem mit Angelo Becciù erstmals ein Kardinal von einem Vatikan-Gericht in einer Strafsache verurteilt wurde. Auch acht weitere Angeklagte erhielten vom Vatikan-Gericht Haft- und Geldstrafen.

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA