Vatikanprozess um Millionenverluste bei Immobiliendeal

 (DR)

Der Vatikan hat nach dem verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie in London einen Prozess gegen neun Männer und eine Frau eröffnet. Erstmals sitzt auch ein Kardinal auf der Anklagebank. Die Beschuldigten müssen sich unter anderem wegen Veruntreuung, Geldwäsche und Betrug im Zusammenhang mit dem Immobiliendeal im Londoner Stadtteil Chelsea verantworten. Der Prozess könnte sich Beobachtern zufolge über Jahre ziehen. Die nächste Verhandlung ist für den 5. Oktober angesetzt.

Im Mittelpunkt des Skandals steht der Kauf eines Geschäftshauses in der 60 Sloane Avenue in London, wie aus einem Bericht des Medienportals "Vatican News" hervorging. Dass der Vatikan in Immobilien investiert ist nicht ungewöhnlich, denn damit erwirtschaftet der Staat Einnahmen. Der Vatikan kaufte das Haus dem Bericht zufolge allerdings letzten Endes für einen unangemessen hohen Preis, weil der Wert der Immobilie wohl überschätzt war.

Im Zuge des Deals wurden die Vatikan-Vertreter zudem offenbar von einem italienischen Investmentbanker über den Tisch gezogen, als sie in den vollen Besitz des Gebäudes gelangen wollten. Der Banker behielt beim Kauf vertraglich Anteile mit Stimmrechten, wodurch der Vatikan quasi die Entscheidungsbefugnis für die Immobilie verlor. Der Investmentbanker verlangte laut des "Vatican News"-Berichts daraufhin 23 Millionen Euro für die Rückgabe seine Anteile. Nach Verhandlungen bezahlte der Vatikan schließlich 15 Millionen Euro dafür.

Rund um die zahlreichen Geschäfte unter anderem im Jahr 2018 sollen zudem Provisionen und Spesen geflossen sein. Insgesamt dürfte der Vatikan für das Geschäft einen dreistelligen Millionenbetrag ausgegeben haben. Für den Kauf sollen auch Spendengelder aus dem Peterspfennig, einer jährlichen Kollekte unter katholischen Gläubigen weltweit, verwendet worden sein. (dpa, 27.07.2021)