16 Wochen präsentierten sich Kirchen und Initiativen in Wittenberg. Nach zunächst ausbleibenden Besucherströmen haben die Veranstalter am Ende eine zufriedene Bilanz gezogen.
Geschäftsführer Ulrich Schneider vom Verein Reformationsjubiläum 2017 schätzen, dass es insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen im Jahr des 500. Reformationsjubiläums nach Wittenberg gezogen hat. Dies basiert auf täglichen Schätzungen an ausgewählten Punkten der Stadt.
Luther und die Avantgarde
Viele Touristen steuerten dabei die teilweise frisch sanierten historischen Wirkungsstätten Luthers an. Dazu zählen die Schlosskirche, an die der Reformator der Überlieferung nach seine 95 Thesen zu Veränderungen in der damaligen Kirche schlug, und das Luther-Haus, in dem Luther mit seiner Familie lebte.
Zur Ausstellung gehörten teilweise kostenfreie Angebote und die in Kritiken hochgelobte Ausstellung "Luther und die Avantgarde" mit zeitgenössischer Kunst, die allein 31.000 Besucher anlockte und wegen des Erfolgs bis zum 1. November verlängert wird, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Sie sollte ursprünglich zeitgleich mit der Weltausstellung enden.
Panoramabild als Besuchermagnet
Absolutes Besucher-Highlight der Aktivitäten zum 500. Reformationsjubiläum war das Panorama des Künstlers Yadegar Asisi mit einem 360-Grad-Blick auf das Wittenberg zur Zeit des Reformators Martin Luther (1483-1546).
Dort wurde am Freitag der 300.000. Besucher gezählt. Das Panorama wird noch bis 2021 zu sehen sein.
"Intensives inhaltliches Programm"
Die vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bestellte "Botschafterin für das Reformationsjubiläum", Margot Käßmann, sprach von einem "insgesamt gelungenen Experiment". Vor allem in den vergangenen drei Wochen seien noch einmal viele Besucher zur Weltausstellung gekommen, so dass es "richtig voll" gewesen sei.
Käßmann resümierte, bei der Weltausstellung sei es gelungen, ökumenisch, offen, dialogorientiert und international zu feiern. Gleichzeitig räumte sie ein, es habe auch "kritische Punkte" gegeben. Sie würden in die Auswertung einbezogen. Ein "Lernprozess" sei etwa gewesen, dass viele Besucher das "sehr intensive inhaltliche Programm" in der zunächst geplanten Form wenig angenommen hätten.
Ökumenische Ausrichtung "ermutigend"
Käßmann hob besonders die Beteiligung der jungen Besucher hervor. 12.000 evangelische Jugendliche hätten lauf den Veranstaltern zur Vorbereitung auf ihre Konfirmation jeweils fünf Tage im "KonfiCamp" verbracht, 4.300 Pfadfinder hätten am Sommerlager teilgenommen. Sie und die freiwilligen Mitarbeiter würden mit den Erfahrungen des Reformationssommers die Kirche in Zukunft prägen.
Auch sei es gelungen, so die frühere Bischöfin, das Jubiläumsjahr ökumenisch auszurichten. Das sei ermutigend für die künftigen ökumenischen Beziehungen.
2017 erfolgreichstes Jahr für Wittenberg
Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör erklärte: "Jeder Tag der Weltausstellung war für uns ein Geschenk." Unter Hinweis auf die sanierten Kirchen und den neuen Hauptbahnhof unterstrich er, die Stadt habe sich "innerlich und äußerlich verändert". 2017 sei das mit Abstand erfolgreichste und am stärksten besuchte Jahr in der Geschichte Wittenbergs. Er hoffe, so Zugehör, dass der "neue Spirit" noch lange zu spüren bleibe.
Die evangelische Kirche feiert noch bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation, die durch Luthers Thesen 1517 ihren Ausgangspunkt nahm und die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Botschafterin Margot Käßmann will noch bis zum Reformationstag am 31. Oktober ein Buch mit Beobachtungen von der Weltausstellung herausgeben.