Seit Mittwoch ist Leipzig Gastgeber des 100. Deutschen Katholikentags, der am Sonntag mit einem Open-Air-Gottesdienst zu Ende geht. Mit rund 34.000 Dauerteilnehmern übertraf die Zahl der Besucher, die länger auf dem seit Mittwoch laufenden Katholikentag verweilten, die Erwartungen. Die Zahl der Tagesgäste wurde auf 6.000 beziffert, ursprünglich war man hier von 15.000 ausgegangen.
Den Jubiläumskatholikentag in eine Stadt zu holen, in der nur rund vier Prozent Katholiken leben, habe sich gleichwohl als richtig erwiesen, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Ausdrücklich würdigte er den Dialog mit der konfessionslosen Bevölkerungsmehrheit. "Der Katholikentag hat gezeigt, dass es sich lohnt, diese Menschen neugierig zu machen auf mehr."
Eine offene und tolerante Stadt
Der Diözesanadministrator des gastgebenden Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, sagte, Leipzig habe sich als "offene und tolerante Stadt" gezeigt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, nannte es "eine großartige Sache, dass wir diese Laienbewegung haben". Sich in einer Stadt mit geringem Christenanteil als Katholiken zu zeigen, kommentierte der Erzbischof von München und Freising mit den Worten: "Es geht nicht darum, ob wir viele sind, sondern ob wir viel zu sagen haben."
Die globale Gerechtigkeit, die digitale Welt, das Verhältnis zur evangelischen Kirche und innerkirchliche Reformfragen haben die letzten Debatten des diesjährigen Katholikentags bestimmt. Zu den prominenten Gästen gehörte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Er debattierte über die Macht von Facebook, Google und anderen Internetkonzernen. "Das geltende Kartellrecht ist nach meiner Meinung nicht geeignet, die Konzentrationsprozesse in der digitalen Welt in den Griff zu bekommen", sagte Maas. Eine Verstaatlichung von großen Unternehmen lehnte er ab.
Treffen nach historischem Vorbild
Bei einem Aufeinandertreffen nach historischem Vorbild aus der Reformationszeit diskutierten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, in der Leipziger Thomaskirche über die Ökumene. Knapp 500 Jahre nach einem Streitgespräch zwischen Martin Luther und Johann Maier aus Eck in Leipzig unterstrichen sie vor allem die bislang erreichte Versöhnung.
Marx sagte, er sehe ein "Vorankommen auf dem Weg". Bedford-Strohm appellierte mit Blick auf den Streit über das gemeinsame Abendmahl, es sei "fruchtlos", alte Debatten weiter zu führen. Gleichzeitig betonte er aber auch, die protestantische Kirche könne "nie unter die Rechtsgewalt des Papstes gestellt werden". Die Papst-Frage war einer der wesentlichen Streitpunkte zwischen Luther und Eck im Jahr 1519.
Zunehmende Aggression in der Gesellschaft
Auch der seit Beginn des Treffens vieldiskutierte Ausschluss der AfD vom Katholikentag kam am Samstag wieder auf. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, sagte bei einem Podium, den Dialog mit AfD-Chefin Frauke Petry werde er durchaus führen, aber nicht als "Schauveranstaltung". Er sei nicht bereit, denjenigen, die Sorgen und Ängste der Menschen ausnutzten und für ihre Zwecke missbrauchten, ein Podium zu geben.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) beklagte bei einem biblischen Impuls eine zunehmende Aggression in der Gesellschaft. Immer selbstbewusster und auch öffentlich würden menschenfeindliche Parolen diskutiert. Es greife ein "Klima der Verrohung" um sich, sagte Thierse.
Bei einer Podiumsdiskussion zur Rolle der Frauen forderte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode mehr Einfluss des weiblichen Geschlechts in seiner Kirche. "Es ist wichtig, dass bei Themen wie der 'Pille danach' Frau mitdiskutieren", sagte er. Es sei "lächerlich", wenn dies nur die Männer täten. Der Bischof sprach sich dafür aus, die Rolle der Priester und des Diakonats in der katholischen Kirche neu zu überdenken.