Das sagte der Präsident des internationalen katholischen Missionswerk missio München, Wolfgang Huber. Wenn heute Millionen Menschen aufgrund von Kriegen, Naturkatastrophen, wirtschaftlichen Zwängen oder politischem Unrecht ihre Heimat verließen, so seien darunter unzählige Frauen, die in aussichtslose Lagen gerieten.
Mit Belästigung, Missbrauch und Gewalt konfrontiert
Weibliche Flüchtlinge würden im Bildungsbereich benachteiligt, erklärten das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dessen deutscher Partner, die UNO-Flüchtlingshilfe. Laut der am Mittwoch veröffentlichten UNHCR-Studie "Her Turn" können halb so viele geflüchtete Mädchen wie Jungen eine weiterführende Schule besuchen, obwohl sie weltweit die Hälfte der schulpflichtigen Flüchtlinge stellen. Etwa in Uganda, Kenia und Äthiopien würden dringend zusätzliche Schulen für Mädchen benötigt.
Bis zur vollständigen Gleichstellung von Frauen und Männern ist es nach Einschätzung der EU-Kommission noch ein langer Weg. Nach wie vor seien Frauen und Mädchen mit Belästigung, Missbrauch und Gewalt konfrontiert. Die Chancengleichheit von Frauen und Mädchen müsse in allen Lebensbereichen verwirklicht werden.
Motto: Es ist an der Zeit
Der Weltfrauentag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Es ist an der Zeit: Aktivisten auf dem Land und in der Stadt ändern das Leben der Frauen". Die Menschenrechtsorganisation FIAN warnte mit Blick auf die Länder im Süden vor der zunehmenden Erderwärmung. Darunter litten Kleinbäuerinnen, die sich um die Ernährung der Familie kümmerten. Gingen die Ernten aufgrund von schlechteren Böden oder Dürreperioden zurück, stünden die Frauen unter Druck, dies durch Mehrarbeit oder Verzicht auf Nahrungsmittel für sich selbst auszugleichen.
Terres des femmes forderte eine bessere Bildung für Mädchen und Frauen weltweit. Ihnen müsse ermöglicht werden, unabhängig von Männern für den eigenen Lebensunterhalt aufzukommen, um selbstbestimmt und gleichberechtigt leben zu können.
Auf die Situation von pflegenden Müttern machte der Bundesverband Kinderhospiz aufmerksam. Es sei immer noch die Regel, dass Frauen ihre Arbeit reduzierten, bis die Kinder groß seien. Wenn ein Kind schwer erkranke und pflegebedürftig werde, seien es üblicherweise auch die Mütter, die diese Mehrbelastung ausglichen, indem sie weniger oder gar nicht mehr arbeiteten.
kfd: Forderung nach fairem Handel
Das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes forderte mehr Rechte für minderjährige Hausangestellte. Über 70 Prozent der 10 Millionen betroffenen Kinder weltweit seien Mädchen, erklärte terre des hommes. Viele schufteten unter sklavenähnlichen Bedingungen und könnten nicht zur Schule gehen. "Das Risiko, Opfer von Diskriminierung, sexuellem Missbrauch und Ausbeutung zu werden, ist hoch", sagte terre-des-hommes-Sprecher Wolf-Christian Ramm.
Die Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) betonte, dass mit fairem Handel ein Beitrag für gerechtere und gewaltfreie Lebens- und Arbeitsbedingungen geleistet werde. Der katholische Verband für Frauensozialarbeit "In Via" pochte darauf, Frauen weltweit besser vor Ausbeutung und Missbrauch zu schützen. So müssten bei der Entwicklungszusammenarbeit Hilfen für Frauen eine höhere Priorität erhalten, erklärte die Vorsitzende Irme Stetter-Karp.
Frauen mit Behinderung besonders gefährdet
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) drang auf eine strengere Strafverfolgung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Regierungen weltweit müssten rigoroser gegen Täter vorgehen, intensivere Gewaltprävention betreiben und Praktiken wie Genitalverstümmelung und Kinderehen abschaffen, sagte DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr.
Frauen mit Behinderung sind nach Angaben von Handicap International besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Oft werde Frauen auch aufgrund sozialer oder kultureller Traditionen das Recht abgesprochen, ein selbstbestimmtes Sexualleben zu führen, so die Organisation. Dies müsse enden.
Die Andheri Hilfe erinnert daran, dass Frauen und Mädchen besonders in Indien Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt sind. Aus Furcht vor Mitgiftzahlungen bei der Hochzeit ließen viele Eltern weibliche Föten abtreiben. Im Kindes- und Jugendalter würden die Mädchen im Vergleich zu den Jungen meist vernachlässigt. So werde in deren Ernährung, Gesundheit und Ausbildung der Töchter häufig weniger investiert, als für die Söhne. Die Andheri Hilfe kümmere sich deswegen im Jahr 2018 ganz besonders um Frauen und Mädchen.
SkF: Forderung nach besserer Bezahlung in Pflegeberufen
Bezogen auf Deutschland steigt laut Diakonie die Zahl wohnungsloser Frauen. "Wir gehen von mehr als 100.000 wohnungslosen Frauen aus. Sie leben zwar selten auf der Straße, haben aber keinen eigenen und dauerhaften Wohnsitz", sagte der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie, Maria Loheide, in Berlin. Die Organisation geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Die sozialen Leistungen müssten dringend auf ein existenzsicherndes Niveau gehoben werden, forderte Loheide.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) warb für eine bessere Bezahlung in Pflege- und Sozialberufen. Überwiegend Frauen übernähmen in diesen Bereichen Aufgaben, die für die gesamte Gesellschaft unerlässlich seien. Sie dürften nicht mit schlechten Löhnen bestraft werden, mahnte die SkF-Bundesvorsitzende Anke Klaus.
Kampagnen von UN Women und Unesco
Die Kampagne "HeForShe" von UN Women startet anlässlich des Weltfrauentages ein Botschafterprogramm. Vier ehrenamtliche männliche Botschafter setzen sich dafür ein, mehr Menschen für das Thema Gleichberechtigung zu sensibilisieren und sich dafür einzusetzen.
Mit der Kampagne "#WIKIFORWOMAN" will die Unesco zum Weltfrauentag die Quote der Frauen-Biografien bei Wikipedia erhöhen. Nur 17 Prozent der Profile beschäftigten sich mit Frauen. Deshalb ruft die Organisation dazu auf, so viele Biografien wie möglich von Frauen aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft oder Kultur auf die Plattform zu stellen.
Über die Aktivitäten und Ziele der Frauenbewegung seit 1970 informiert ab Donnerstag das Archiv- und Dokumentationszentrum "FrauenMediaTurm". Das Onlineverzeichnis biete in 19 Themenkomplexen einen Überblick über die Entwicklung der Emanzipation in Deutschland, hieß es.