Israel hat eine Rechtsuntersuchung der Schießerei in seiner Botschaft in Amman eingeleitet, bei der vergangenen Sonntag ein Wachmann zwei Jordanier getötet hatte. Die Staatsanwaltschaft habe in Abstimmung mit Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit alle Parteien gebeten, ihr Material über den Vorfall zuzuleiten, teilte das israelische Außenministerium am späten Freitagabend mit.
Der Vorfall belastet die ohnehin angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Jordanien.
Laute Kritik an Netanjahu
In Amman wurde Verärgerung insbesondere über Fotos laut, auf denen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Todesschützen bei seiner Rückkehr in die Heimat umarmt. König Abdullah II. sprach von einer ernsten Belastung für die diplomatischen Beziehungen beider Länder.
Er warf Netanjahu vor, aus dem Fall innenpolitisches Kapital schlagen zu wollen. Amman will das ausgereiste israelische Botschaftspersonal erst dann zurückkehren lassen, wenn der Vorgang gründlich untersucht werde.
Diplomatische Immunität schützt Wachmann
Jordaniens Generalstaatsanwalt Akram Masadeh schlug unterdessen vor, den Fall vor einen internationalen Gerichtshof zu bringen. Sein Land könne den Wachmann der israelischen Botschaft nicht belangen, weil dieser diplomatische Immunität genieße. Die Staatsanwaltschaft habe ihre Untersuchungen abgeschlossen und dem jordanischen Außenministerium zugeleitet, meldete die nationale Nachrichtenagentur Petra.
Der Staatsanwalt werfe dem Wachmann auch illegalen Waffenbesitz vor.
Wie kam es zur Schießerei?
Bei einem Streit um Instandsetzungsarbeiten auf dem Botschaftsgelände in Amman hatte ein Handwerker den Wachmann mit einem Schraubenzieher angegriffen und verletzt. Dieser griff daraufhin zur Waffe und erschoss den Arbeiter und einen unbeteiligten Zivilisten. Die Botschaft wurde daraufhin zunächst von jordanischen Sicherheitskräften abgeriegelt. Nach einem Tag konnte das zehnköpfige israelische Personal in die Heimat ausreisen. Dort empfing Netanjahu den Botschafter wie auch den Wachmann zu einer Begegnung. Israelische Medien bezeichneten das Treffen als Empfang für einen "Helden".
Der Fall belaste die Beziehungen Israels zu einem der wenigen Partner, die es in der Region habe und die es dringend brauche, schreiben israelische Kommentatoren. Das geschehe zudem in einer Krisensituation, wo dem für die islamischen Heiligtümern auf dem Tempelberg zuständigen haschemitischen Königshaus eine Schlüsselstellung zukomme. Israel und Jordanien hatten 1994 einen Friedensvertrag unterzeichnet; entlang der jordanischen Grenze ist es seither ruhig.