Malteser fordern Ende von moderner Sklaverei und Menschenhandel

"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

In ihrem dritten Migrationsbericht fordern die Malteser mehr Einsatz gegen Menschenhandel auch in Deutschland. "Menschenhandel ist und bleibt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", so Michel Veuthey in der vorgestellten Analyse.

Symbolbild Menschenhandel / © Mosa'ab Elshamy (dpa)
Symbolbild Menschenhandel / © Mosa'ab Elshamy ( dpa )

"Lassen Sie uns diese moderne Sklaverei gemeinsam beenden", ergänzte der Botschafter des Malteserordens gegen Menschenhandel an diesem Dienstag in Köln. Es brauche klare Bestimmungen, die auch durchgesetzt werden müssten. Unter anderem sollten Strafverfolger und Behördenmitarbeiter besser geschult werden. Für die Opfer müsse es gesicherten Zugang zur Justiz geben.

167.000 Menschen in Deutschland in moderner Sklaverei

Dem Bericht zufolge gehen Experten davon aus, dass 2018 rund 167.000 Menschen in Deutschland in moderner Sklaverei lebten. Das Bundeskriminalamt habe für das Jahr 2019 insgesamt 423 abgeschlossene polizeiliche Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit Menschenhandel registriert. Die Zahl sei im Vergleich zu 2018 zwar rückläufig; die Autoren des Berichts gehen jedoch von einem "beträchtlichen" Dunkelfeld aus.

In rund zwei Drittel der Fälle (287) ging es der Untersuchung zufolge um Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Diese Zahl sei ebenfalls rückläufig, was auch an der Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes liege. Bordelle würden regelmäßiger überprüft, Verantwortliche sensibilisiert und Vergehen strikter geahndet. Illegale Prostitution habe sich daher in anonyme Bereiche wie Privatwohnungen verschoben, was die Ermittlungen erschwere.

Die meisten Opfer von sexueller Ausbeutung waren laut Bericht Frauen (95 Prozent) und stammen aus dem Ausland (78 Prozent). Ein Viertel kam aus Asien, davon viele aus Thailand; 42 Prozent aus dem europäischen Ausland, davon die Mehrzahl aus Rumänien und Bulgarien; 9 Prozent aus Afrika. 22 Prozent stammen aus Deutschland. Dieser hohe Anteil lasse sich dadurch erklären, dass deutsche Opfer besser integriert seien und eher zur Polizei gingen.

Migranten besonders gefährdet

Migranten sind der Analyse zufolge besonders gefährdet, Opfer von sexueller Ausbeutung oder auch von Arbeitsausbeutung zu werden. So behielten Täter unter anderem Reisepässe ein oder verlangten das Abarbeiten von Schulden für die Reise nach Deutschland. Opfer lebten in prekären Wohnungen, in denen es keinen Schutz vor Gewalt gebe.

Manche vertrauten der Polizei nicht, hätten nur geringe Sprachkenntnisse oder sähen ihre Familie im Herkunftsland gefährdet.

Die Malteser veröffentlichen alle zwei Jahre einen Migrationsbericht, der Daten zum Thema zusammenfasst. "Fakten sollen die Politik leiten, keine Stimmungslage", so die Hilfsorganisation. Die Analyse erstellte das Walter Eucken Institut aus Freiburg.


Quelle:
KNA