DOMRADIO.DE: Wo waren Sie heute schon unterwegs?
Gerburgis Sommer (Ehrenamtliche im Verein "Brücken bauen"): Wir waren heute an den Rastplätzen Hohe Mark Ost und West in Haltern Lavesum und dann auch am Autohof in Senden.
DOMRADIO.DE: Also an der A43 – die Aktion gibt es noch nicht so lange. Wie haben Sie damit angefangen?
Sommer: Die Aktion startete vor drei Jahren. Damals hatte ich am ersten Adventswochenende im Radio von einer Gruppe gehört, die in Südbaden LKW-Fahrer über Weihnachten beschenkte, und Weihnachten 2020 war die Situation für die LKW-Fahrer noch einmal verschärft. Alle Raststätten hatten coronabedingt geschlossen, die Fahrer konnten nur die sanitären Anlagen aufsuchen – mittlerweile weiß ich, dass aber auch ein Raststättenbesuch für sie zu teuer ist. Im Grunde halten sich die Fahrer auch bei Minustemperaturen in ihren LKW auf und wenn sie mal aufrecht stehen wollen, dann geht das eigentlich nur draußen.
DOMRADIO.DE: Der Rastplatz Hohe Mark an der A43 ist recht groß. Wie viele Fahrer haben Sie da heute angetroffen?
Sommer: Das war nicht so voll wie in den Jahren zuvor. Da standen etwa 15 bis 20 LKW auf beiden Seiten. Der Autohof in Senden ist wesentlich größer. Wir haben heute insgesamt 50 Beutel verteilt und wir hätten noch fünf, sechs mehr vergeben können.
DOMRADIO.DE: Was ist denn drin in diesen Beuteln?
Sommer: Darin sind Leckereien wie ein Nikolaus, Schokolade, Studentenfutter, Müsliriegel, aber auch Suppen in Dosen, Würstchen im Glas, Kaffee, Gebäck, Feuerzeuge, weil die Männer ja draußen auch kochen und ihr Gas anmachen müssen. Und ein Weihnachtsgruß in verschiedenen Sprachen.
DOMRADIO.DE: Aus welchen Ländern kommen denn die Fahrerinnen und Fahrer?
Sommer: In diesem Jahr waren es wider Erwarten viele Männer auch aus der Ukraine, aus Russland und Rumänien. Es waren auch drei Philippinos dabei und ein Fahrer aus Irland.
DOMRADIO.DE: Und wie reagieren die Fahrer, wenn Sie mit ihrem Team vom Verein "Brücken bauen" auf sie zugehen?
Sommer: Mittlerweile sind wir vorbereitet. Wir tragen jetzt Nikolausmützen und Warnwesten. So ist eher zu sehen, dass wir in freundlicher Absicht kommen. Die Fahrer sind sehr überrascht.
Heute hatten noch sehr viele ihre Vorhänge zugezogen, waren vielleicht noch gar nicht wach, haben Filme geschaut. Sie reagieren schon ungläubig und oft auch skeptisch, weil sie auf anderen Rastplätzen – vielleicht auch in anderen Ländern – schlechte Erfahrungen machen und etwa ausgeraubt werden.
Wenn sie dann erst mal verstehen, worum es geht – wir haben ganz kurze Texte in verschiedenen Sprachen verfasst, die wir hochhalten und auch Übersetzer dabei, die Ukrainisch und Russisch sprechen – dann ist das Eis schnell gebrochen und am Leuchten in ihren Augen merkt man: Jetzt haben Sie verstanden, es ist Weihnachten und sie werden beschenkt.
DOMRADIO.DE: Es ist eine wunderbare, schöne Idee. Wäre ich jetzt Thomas Gottschalk würde ich sagen: Wetten, dass Sie das im nächsten Jahr wieder machen..?
Sommer: Ja, Wette gewonnen. Und wir würden uns total freuen, wenn es andere Gruppen gibt, die so eine Aktion an den Raststätten in ihrer Nähe machen. Letztendlich stellt sich dann das eigentliche Gefühl von Weihnachten ein, wenn man die Fahrer überrascht und ihnen die langweilige Zeit auf den Rastplätzen – oft tausende Kilometer von ihren Verwandten entfernt – versüßen kann.
Das Interview führte Oliver Kelch.