domradio.de: Was bedeutet die "21" im Namen Ihres Vereins "hedwig21.berlin - Die Kathedrale"?
Dr. Rolf Kiefer (Vorstand des Vereins "hedwig21.berlin - Die Kathedrale"): Die Hedwigskathedrale begeht im Jahr 2023 ihren 250. Geburtstag. Sie ist im Laufe der Jahrhunderte häufiger verändert worden, was bei großen, wichtigen Denkmälern auch immer der Fall ist. So haben wir uns gedacht, wir sind im 21. Jahrhundert und da passt "hedwig21" ganz gut. Wir wollen versuchen, unseren Beitrag zu einer schönen und würdevollen Veränderung der Kathedrale für das 21. Jahrhundert zu leisten.
domradio.de: Veränderung heißt in der Regel ja, dass man sich auch mit Menschen auseinandersetzen muss, die das nicht so gut finden. Ist das hier auch so?
Kiefer: Ja, das ist hier auch so. Das ist wie bei allen großen öffentlichen Gebäuden, dass es Fürsprecher und Gegner gibt, die sich in der Regel die Waage halten. Das ist in diesem Fall auch so. Das ist auch mit ein Grund, warum wir gesagt haben, wir wollen uns ganz speziell für diesen Architektenentwurf, der mit überwältigender Mehrheit verabschiedet worden ist, einsetzen, weil er in unseren Augen Sinn macht für dieses und auch weitere Jahrhunderte. Wir wollen auch, dass es eine andere Stimme in Berlin und darüber hinaus gibt als die, die diesen Entwurf ablehnen.
domradio.de: Wie kam es denn zustande, dass sie sich aus verschiedenen Teilen Berlins zusammengefunden haben, um diesen Verein zu gründen?
Kiefer: Wir haben uns gedacht, dass es sicherlich sinnvoll ist, wenn sich mitten aus der Zivilgesellschaft heraus Menschen zusammenfinden, die sich für Sankt Hedwig, für das katholische Leben mitten im Zentrum von Berlin und auch für diesen neuen Entwurf einsetzen. Das sollte keine Angelegenheit sein, mit der sich nur die Bistumsleitung und die Hauptamtlichen beschäftigen, sondern auch wir sollten das tun, die wir sozusagen von der Basis kommen.
domradio.de: Auf Ihrer Internetseite schreiben Sie: "Der Umbau einer Kirche ist auch ein spiritueller Prozess, in den wir uns als Laien einbringen wollen." Was hält das Bistum von Ihrem Verein?
Kiefer: Der Bistumssprecher hat zumindest am vergangenen Montag, als wir unsere erste Pressekonferenz gegeben haben, erklärt, dass das Bistum, der Erzbischof, der Dompropst und der Generalvikar diesen Verein unterstützen und die Initiative begrüßen.
domradio.de: Der Dompropst ist auch selber mit dabei, oder?
Kiefer: Der Dompropst ist als "geborenes Mitglied" in unserem Vorstand dabei. Ich finde es auch sinnvoll, dass wir von der Bistumsleitung jemanden an Bord haben, mit dem wir uns austauschen können. Aber der Dompropst legt auch Wert darauf, dass der Verein unabhängig ist und dass wir unsere Arbeit im Sinne der Vereinssatzung in Ruhe machen können.
domradio.de: Welche Bedeutung soll die Hedwigskathedrale denn für Berlin und ganz Deutschland haben oder bekommen?
Kiefer: Wir sind schon der Meinung, dass es mitten in Berlin - auch in dieser religiösen Vielfalt von Berlin mit dem Berliner Dom, der Humboldt-Universität und anderen wichtigen Gebäuden in der Nähe des Gendarmenmarktes - ein Zentrum katholischen Lebens gibt, wo man sich finden kann, wo man sich kurz zum Gebet versammeln und begegnen, aber auch austauschen kann.
Es geht ja nicht nur um die Kathedrale Sankt Hedwig, sondern es geht auch um das benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus, wo ein Wissenschaftszentrum entstehen kann und katholische Impulse weitergegeben werden sollen und man sich in einem guten und beschützen Raum über die Gegenwart und Zukunft unterhalten kann. Das sollte nicht nur eine Angelegenheit für Berlin sein.
Deshalb haben wir als Verein den Anspruch, auch über die Grenzen des Bistums hinaus für die Hedwigskathedrale in der Mitte der Hauptstadt zu werben. Die 27 Bistümer haben ja bereits erklärt, dass sie den Umbau finanziell mit unterstützen wollen. Insofern wollen wir auch die Bistümer außerhalb Berlins durch Veranstaltungen, in konkreten Begegnungen oder mit Einladungen an die Bischöfe, hier einmal aufzutreten, mit einbeziehen.
Das Interview führte Silvia Ochlast.