Vereinte Nationen begehen den Weltglückstag

Auf der Suche nach dem Wohlbefinden

Nicht nur "Herr Rossi", Zeichentrickfigur aus den 1960/70er Jahren, sucht das Glück. Zufriedenheit und Wohlbefinden, danach sehnen sich die Menschen. Die Vereinten Nationen haben diesem Streben sogar einen eigenen Tag gewidmet.

Autor/in:
Dana Kim Hansen
 (DR)

Der junge Psychiater Hector ist unzufrieden. Er hilft zwar vielen seiner Patienten, aber er möchte mehr: Er will noch mehr Menschen glücklich machen. Deshalb begibt er sich auf eine Reise durch die Welt - auf der Suche nach dem Glück. 

So wie Hector in "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" des französischen Schriftstellers Francois Lelord scheint es heutzutage vielen Menschen zu gehen. Die Regale der Buchhändler sind voll mit Lektüre zum Thema Glück. Ratgeber für ein glückliches Leben stehen neben kleinen Geschenkbüchern oder Tischkalendern, die Sprichwörtern und Weisheiten als "Glück für jeden Tag" anbieten.

Lebensgefühl namens "Hygge"

Neue Zeitschriften, überwiegend für Frauen, kommen auf den Markt. Sie befassen sich beispielsweise mit dem als "Hygge" bezeichneten dänischen Lebensgefühl. Die Zeitschrift selbst bezeichnet sich als "Magazin des einfachen Glücks". Die Dänen gelten laut World Happiness Report 2018 als drittglücklichstes Volk der Erde. Nur in den Nachbarländern Finnland und Norwegen ist man noch glücklicher. Kein Wunder also, dass man derzeit überall die nordische Lebenspraxis nachahmen möchte.

Und sogar die Vereinten Nationen beschlossen, dem Glück einen eigenen Tag zu widmen. 2012 verkündete der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, dass der 20. März zum Internationalen Tag des Glücks werden solle. Seit 2013 wird der neue Gedenktag nun schon begangen. Das Streben nach Glück sei ein grundlegendes menschliches Ziel, heißt es in der entsprechenden Resolution. Damit ist der Wunsch verbunden, dass sich die UN-Mitgliedsstaaten in ihrer Politik von diesem Grundsatz leiten lassen. Glück und Wohlbefinden seien auf der ganzen Welt bedeutsame Ziele der Menschen. Das soll auch in den politischen Entscheidungen seinen Ausdruck finden.

Die Initiative für diesen Tag ging vom Himalaya-Staat Bhutan aus. Denn dort ist Glück schon seit längerem Staatsangelegenheit. Vor über drei Jahrzehnten wurde das Streben nach Wohlbefinden in der Verfassung verankert. Das südasiatische Land ist statistisch gesehen eines der ärmsten weltweit, die Einwohner sollen jedoch zu den glücklichsten Menschen der Welt gehören. Der damals amtierende König Jigme Singye Wangchuck erklärte 1972, dass nationales Glück wichtiger sei als Wachstumsraten und Entwicklungsziele. Deshalb orientiert sich das Land mit knapp 750.000 Einwohnern am sogenannten Bruttonationalglück.

Glücksministerin in Deutschland

Das Beispiel aus Südasien hat auch andere inspiriert. Seit einigen Jahren arbeitet die Kommunikationsdesignerin Gina Schöler in Deutschland als "Glücksministerin". Ihr "Ministerium für Glück und Wohlbefinden" ist eine Kampagne, die im Dezember 2012 als Studenten-Projekt begonnen hat. Das "Ministerium" hat sich auf die Fahne geschrieben, Deutschland glücklicher zu machen. Dazu bietet es Impulsvorträge, kreative Workshops oder Coachings an.

Seit Anfang des Jahres gibt es auch im nigerianischen Bundesstaat Imo eine Glücksministerin. Allerdings stieß das auf viel Kritik in dem Land, das auf Rang 95 des World Happiness Index 2017 liegt. Denn Ministerin Ogechi Ololo ist die Schwester des Gouverneurs Rochas Okorocha, der sie in den vergangenen Jahren schon mehrfach in verschiedene gut bezahlte Positionen brachte.

In Bhutan ist Ha Vinh To der Glücksbeauftragte. Das Glücksrezept des südasiatischen Landes hat er einmal in einem Interview verraten: "Der Schutz der Umwelt, ein lebendiges und reiches Kulturleben, eine wirtschaftliche Entwicklung, die gerecht und nachhaltig ist, sowie eine Regierung, die das Wohlergehen ihres Volkes über alles stellt." Zudem riet er dazu, Dinge zu vermeiden, die man nicht machen möchte: "So frage ich mich bei einem Job, ob ich ihn auch machen würde, wenn ich dafür kein Geld bekäme. Ist die Antwort Nein, sage ich ab."

Der Psychiater Hector sammelt auf seiner Weltreise verschiedene Einsichten zum Thema Glück und schreibt sie auf. Eine davon lautet: "Es ist ein Irrtum zu glauben, Glück wäre das Ziel". Sich bei der ganzen Suche nach Glück und Zufriedenheit öfter daran zu erinnern, ist eine gute Idee. Nicht nur anlässlich des Weltglückstages.


Quelle:
KNA