Vertreter aus Kirche und Politik rufen zu Impfungen auf

"Verflucht ernst"

Debatten über 2G- und 3G-Regeln in der Freizeit und am Arbeitsplatz, die Situation in den Kliniken und eindringliche Appelle für mehr Impfungen: Auch am Wochenende dauerte die Diskussion über Anti-Corona-Maßnahmen in Deutschland an.

Autor/in:
Leticia Witte
Menschen warten mit Regenschirmen in einer Schlange vor einem Impfbus. / © Marijan Murat (dpa)
Menschen warten mit Regenschirmen in einer Schlange vor einem Impfbus. / © Marijan Murat ( dpa )

So rief Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Impfen und Gemeinsinn auf, auch Vertreter der Kirchen warben dafür. Einer Umfrage zufolge sind zwei Drittel der Menschen in Deutschland der Meinung, dass die geschäftsführende Bundesregierung nicht genug tut, um die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. Demnach wollen 47 Prozent eine allgemeine Impfpflicht und 43 Prozent eine Impfpflicht in Gesundheitsberufen.

Einheitliches Vorgehen von Bund und Ländern notwendig

Merkel sagte, die Pandemie sei nur durch eine höhere Impfquote in den Griff zu bekommen. Anders als in der ähnlich ernsten Lage vor einem Jahr habe man nun mit dem Impfstoff das wirksamste Mittel gegen die Pandemie in der Hand. In einer "nationalen Kraftanstrengung unter großem Zeitdruck" bei den Auffrischungsimpfungen müsse man schnell vorangehen. Hier sei bisher "zu wenig, enttäuschend wenig geschehen".

Die sogenannten Booster-Impfungen seien aber eine "reale Chance, die schwere Herbst- und Winterwelle der Pandemie zu brechen". Ein einheitliches Vorgehen von Bund und Ländern sei insbesondere bei der Anwendung des Hospitalisierungsindex notwendig. Auch darüber würden Bund und Länder in der nächsten Woche beraten.

Bamberger Erzbischof sieht moralische Pflicht

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht eine moralische Pflicht, sich impfen zu lassen. Die rechtliche Situation dagegen müssten andere prüfen und beurteilen, sagte Schick laut Mitteilung des Erzbistums auf Anfrage der Zeitung "Fränkischer Tag". Die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats, Susanne Breit-Keßler, hält eine allgemeine Impfpflicht für erwägenswert. Die Situation sei "verflucht ernst", sagte die frühere evangelische Münchner Regionalbischöfin im Bayerischen Rundfunk. Die Regierung sollte dies prüfen. "Natürlich ist es ein Eingriff in die körperliche Integrität eines Menschen, wenn der sich nicht impfen lassen will." Unter Umständen verletze aber auch ein Impfverweigerer die Integrität anderer.

Der Sozialverband VdK forderte im Redaktionsnetzwerk Deutschland eine bundesweite tägliche Testpflicht für Mitarbeiter und Besucher von Pflegeheimen sowie für ambulante Pflegedienste. Die Gewerkschaft Verdi warnte in der "Bild am Sonntag" vor einem Exodus in der Pflege wegen hoher Belastungen. Laut "Spiegel" sollen bis zu 12.000 Soldaten zur Unterstützung von überlasteten Kliniken und Gesundheitsämtern mobilisiert werden.

Zusätzlicher Nachweis eines negativen Tests

Die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Nachrichtenportals "watson" ergab auch, dass sich etwa 54 Prozent für eine 2G-Pflicht in Kinos, Restaurants und Lokalen aussprechen. Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte befürworten 41 Prozent, eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz 37 Prozent.

Laut "Tagesspiegel" enthält das geplante neue Maßnahmenpaket der Regierung die Option auf 2G-Plus - also ein zusätzlicher Nachweis eines negativen Tests - bei bestimmten Veranstaltungen. Auch solle bundesweit eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz kommen sowie eine tägliche Testpflicht etwa in Alten- und Pflegeheimen.


Bundeskanzlerin Merkel / © Hannibal Hanschke (dpa)
Bundeskanzlerin Merkel / © Hannibal Hanschke ( dpa )

Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 Susanne Breit-Keßler  / © Tobias Hase  (dpa)
Susanne Breit-Keßler / © Tobias Hase ( dpa )
Quelle:
KNA
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