Mit einem Gedenkzug und Gottesdienst lenkt das Bistum Münster am kommenden Mittwoch den Blick auf die Situation verfolgter Christen und Jesiden im Irak. Das Datum des Gottesdienstes erinnere an den 3. August 2014, an dem IS-Truppen das Gebiet Schingal im Irak überfielen, erklärte das Bistum am Freitag. Seitdem verübe die Terrormiliz "Islamischer Staat" einen Genozid an den Jesiden.
Tausende dieser religiösen Minderheit seien ermordet worden. Frauen und junge Mädchen in IS-Gefangenschaft würden als Sexsklavinnen von IS-Kämpfern missbraucht oder ins Ausland verkauft, beklagte der stellvertretende Generalvikar des Bistums, Jochen Reidegeld, der auch den Gottesdienst leiten wird. Auch Christen der Region würden systematisch verfolgt und getötet. Ziel der Terroristen sei es, Jesiden und Christen aus der Region zu vertreiben und auszulöschen. "Die größte Angst der verfolgten Menschen dort ist es, von der Welt vergessen und allein gelassen zu werden", sagte Reidegeld. Dagegen solle der Gottesdienst ein Zeichen setzen. Davor ist den Angaben nach ein Gedenkzug durch die Stadt Münster bis zum Dom geplant.
Gedenkmarsch in Bielefeld
Mit einem mehrstündigen Marsch durch die Bielefelder Innenstadt wollen Jesiden am Samstag gegen die Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" im Nordirak demonstrieren. Die Veranstalter erwarten 5.000 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet, wie die Polizei in Bielefeld am Freitag mitteilte. Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Jährlicher Gedenktag zum Völkermord an den Jesiden in Sengal".
Anfang August jährt sich zum zweiten Mal die von den Vereinten Nationen als Völkermord bezeichnete Vertreibung und Ermordung der Angehörigen dieser religiösen Minderheit aus der nordirakischen Stadt Shingal.
Jesiden
Das Jesidentum ist eine rund 4.000 Jahre alte Religion, die Glaubenselemente und Riten westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Judentum, Christentum und Islam verbindet. Die Ursprünge der Jesiden liegen im Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei. Weltweit bekennen sich mindestens 800.000 Menschen zum jesidischen Glauben. Die Mehrheit von ihnen lebt im Nordirak. In Deutschland leben nach Angaben des Jesidischen Forums rund 80.000 Gläubige, die meisten von ihnen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.