So habe etwa Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert, man wolle "das sakramentale Priestertum mit der Missbrauchskrise aus den Angeln heben", so Neymeyer an diesem Dienstag im Erfurter Dom vor Geistlichen seines Bistums. Aus Neymeyrs Sicht aber "geht es jetzt weder darum, das sakramentale Priestertum in unserer Kirche abzuschaffen, noch es mit aller Härte zu verteidigen".
Kirche mitzugestalten
In der katholischen Kirche habe sich der Glaube herausgebildet, dass die Weihe zum Priester eine "unauslöschliche, unzerstörbare Prägung durch Jesus Christus" bewirke, die die Würde der Geweihten begründe, erläuterte Neymeyr. Er sprach sich dafür aus, dies nicht nur auf Priester zu begrenzen, sondern auszudehnen.
Denn eine solche Prägung werde "nicht nur beim Weihesakrament durch Jesus Christus unauslöschlich eingeprägt", sondern auch "bei der Taufe und bei der Firmung, also bei allen Sakramenten, die nur einmal im Leben empfangen werden können". Daher seien alle Getauften und Gefirmten aufgerufen, stärker als bisher mitzuwirken und Kirche mitzugestalten.
Eine lebenslange Herausforderung
Die Prägung, so der Bischof, sei für Priester oft "weniger eine Würde als vielmehr eine Bürde". Es bleibe eine lebenslange Herausforderung, Jesus Christus "nicht nur bei der Feier der Heiligen Messe und der anderen Sakramente zu repräsentieren, sondern jeden Tag von morgens bis abends". Während die Zahl der katholischen Priester in Deutschland geringer werde, "wachsen die Ansprüche", betonte Neymeyr weiter. Ein Pfarrer könne heute nicht mehr alles alleine erledigen, sondern brauche Unterstützung.
Der Bischof äußerte sich in der sogenannten Chrisam-Messe, in der die heiligen Öle, die im Laufe des Kirchenjahres für Weihen und zur Sakramentenspendung verwendet werden, geweiht werden. Dazu kommen traditionell in der Karwoche die Geistlichen des Bistums im Dom zusammen.