Zeitung belastet emeritierten US-Bischof in Missbrauchsfällen

Veruntreutes Geld und belästigte Priester

Schwere Anschuldigungen einer Zeitung: Erst habe der Bischof junge Priester belästigt, habe ihnen dann Geldgeschenke gemacht und habe sich die Auslagen schließlich von seinem Bistum erstatten lassen. Jetzt soll sein Amtssitz verkauft werden. 

Symbolbild: Geld wechselt den Besitzer (shutterstock)

Der frühere Bischof der Diözese Wheeling-Charleston im US-Bundesstaat West Virginia, Michael Joseph Bransfield (75), soll Medienberichten zufolge über Jahre hinweg mit Kirchengeldern Geldgeschenke an junge Priester finanziert haben, die er sexuell belästigt hat.

Wie die "Washington Post" am Mittwoch (Ortszeit) berichtet, seien auch Kardinäle in den USA und im Vatikan bedacht worden. Die Zeitung beruft sich auf kirchliche Dokumente, die ihr vorliegen.

Demnach habe Bransfield, der im September 2018 in den Ruhestand ging, in seiner 13 Jahre währenden Amtszeit Schecks in Höhe von bis zu

565 Schecks – auch an Kardinäle

15.000 Dollar von seinem persönlichen Konto unterschrieben, deren Geldbeträge ihm nachträglich von der Diözese erstattet worden seien.

Insgesamt soll der Bischof 565 Schecks ausgestellt haben.

Unter den Empfängern sollen auch elf prominente Kleriker sein, deren Namen aus den Untersuchungsunterlagen herausgenommen wurden, sagte der Erzbischof von Baltimore, William Lori, der nach dem Ausscheiden von Bransfield von Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator der Diözese ernannt worden war. Auch er selbst habe Geld von Bransfield erhalten.

Unter den Würdenträgern, die Schecks erhalten haben sollen, sollen sich unter anderen der frühere Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, und der ehemalige vatikanische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, befinden.

Fünf Laienermittler kamen laut dem Bericht zu dem Schluss, dass die Geldgeschenke den Tatbestand des Machtmissbrauchs erfüllen.

Amtssitz wird für Entschädigungszahlungen verkauft

Bransfield selbst steht im Verdacht, erwachsene Priester sexuell belästigt und finanzielle Unregelmäßigkeiten verschuldet zu haben.

So habe er einen "extravaganten und üppigen Lebensstil" geführt, heißt es in dem Untersuchungsbericht. In seiner Bischofszeit habe er für Reisen rund 2,4 Millionen Dollar an Kirchengeldern ausgegeben.

Dazu gehörten den Angaben zufolge auch täglich 100 Dollar für frische Blumen und 1.000 Dollar pro Monat für Alkohol.

Erzbischof Lori verkündete am Mittwoch, dass er die Erlaubnis habe, den früheren Amtssitz von Bransfield zu verkaufen. Der Erlös solle für die Entschädigung von Missbrauchsopfern verwendet werden. Die Diözese Wheeling-Charleston zählt 78.000 Katholiken.


Michael J. Bransfield / © Bob Roller (KNA)
Michael J. Bransfield / © Bob Roller ( KNA )
Quelle:
KNA