Die Vatikan-Justiz untersucht derzeit eine Immobilieninvestition des Staatssekretariats in London. Ermittelt wird gegen zahlreiche Personen wegen Veruntreuung, Betrug, Geldwäsche und Korruption. Zur Zeit der fraglichen Anlage im Umfang eines dreistelligen Millionenbetrags saß Becciu als sogenannter Substitut und direkter Untergebener Parolins an einer Schlüsselstelle für die Finanz- und Personalverwaltung. Medien werfen ihm auch Vetternwirtschaft und die versuchte Beeinflussung eines Missbrauchsprozesses gegen seinen Rivalen Kardinal George Pell vor.
Becciu, der Ende September von seinem letzten Posten als Leiter der Heiligsprechungskongregation zurücktrat und auf alle Rechte als Kardinal verzichtete, bestreitet jegliches Fehlverhalten.
Parolin äußerte sich auch zu seiner Nicht-Verlängerung als Mitglied des Kardinalsrates, der über die Vatikanbank IOR wacht. Seine Ersetzung sei "sicher nicht" mit den Vorgängen um die Investment-Affäre verbunden. Es handle sich vielmehr um eine "normale Ablösung", sagte der Kardinal im Oktober am Rande einer Veranstaltung. Nach der Erneuerung des Rats sitzt erstmals seit 26 Jahren kein Kardinalstaatssekretär in dem Aufsichtsgremium. (KNA / 21.10.2020)