Ordensfrau legt Rechtsmittel gegen Urteil zum Kirchenasyl ein

Verwarnung mit Strafvorbehalt

Das Gerichtsverfahren wegen Gewährung von Kirchenasyl gegen eine katholische Ordensfrau in Würzburg geht weiter. Ihr Anwalt will nun Rechtsmittel gegen den Schuldspruch von vergangenem Mittwoch einlegen.

Juliana Seelmann, Ordensschwester im Kloster Oberzell / © Daniel Karmann (dpa)
Juliana Seelmann, Ordensschwester im Kloster Oberzell / © Daniel Karmann ( dpa )

Das sagte Anwalt Franz Bethäuser am Montag auf Anfrage. Ob dies Berufung oder Revision sein werde, entscheide er, sobald das schriftliche Urteil vorliege.

Ordensfrau handelte aufgrund ihres Glaubens und Gewissens

Das Amtsgericht Würzburg hatte Schwester Juliana Seelmann schuldig gesprochen, weil sie einer Nigerianerin im Jahr 2020 Kirchenasyl gewährte. Der Richter sprach eine Verwarnung mit Strafvorbehalt aus, mit einer Bewährungszeit von zwei Jahren. Diese gilt für die Geldstrafe von 30 Tagessätzen je 20 Euro. Außerdem muss die Ordensfrau 500 Euro an eine soziale Einrichtung zahlen.

Schwester Juliana hatte in dem Prozess betont, aufgrund ihres Glaubens und Gewissens gehandelt zu haben. Mit Verweis auf das Grundrecht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit in Artikel 4 Grundgesetz hatte ihr Anwalt einen Freispruch gefordert.

Der Schuldspruch war von verschiedenen Seiten scharf kritisiert worden, unter anderem der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Asyl in der Kirche", dem Diözesanrat der Katholiken des Bistums Würzburg und dem Würzburger Flüchtlingsrat.

Bereits mehrere Verfahren wegen Gewährung von Kirchenasyl in Bayern

Der Fall in Würzburg war der zweite Prozess innerhalb weniger Wochen gegen einen Ordensangehörigen in Bayern. Ende April hatte sich der Münsterschwarzacher Benediktinermönch Abraham Sauer vor dem Amtsgericht Kitzingen wegen des gleichen Vorwurfs verantworten müssen. Er wurde aufgrund der im Grundgesetz geschützten Glaubens- und Gewissensfreiheit freigesprochen.

Auch dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig, nachdem die Staatsanwaltschaft Würzburg Rechtsmittel angekündigt hatte. Laut dem bayerischen Justizministerium wurden im vergangenen Jahr 27 solcher Verfahren wegen der Gewährung von Kirchenasyl im Freistaat eingeleitet.


Ordensfrau vor Gericht: Schwester Juliana Seelmann (m.), Oberzeller Franziskanerin und wegen Kirchenasyl angeklagt / © Christian Wölfel (KNA)
Ordensfrau vor Gericht: Schwester Juliana Seelmann (m.), Oberzeller Franziskanerin und wegen Kirchenasyl angeklagt / © Christian Wölfel ( KNA )
Quelle:
KNA