Vesper drängt auf Ergebnisse im Gesprächsprozess

"Das Ganze kann auch noch kippen"

"Wir müssen im Gesprächsprozess auf Ergebnisse drängen", sagt Stefan Vesper, der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Er zieht im domradio.de-Interview eine Halbzeit-Bilanz des Gesprächsprozesses.

Stefan Vesper (ZdK) (KNA)
Stefan Vesper (ZdK) / ( KNA )

domradio.de: Wie erleben Sie das Treffen in Stuttgart?

Vesper: Ich bin sehr zufrieden mit der Art wie diskutiert wird: Sehr offen, sehr frei. Unser Papst hat ja von der kühnen Redefreiheit gesprochen, die in der Kirche herrschen soll und das ist hier ganz sicherlich der Fall. Wir reden hier auf Augenhöhe in einer guten Weise miteinander und darüber bin ich sehr zufrieden.

domradio.de: Liturgie ist das Thema dieser zwei Tage in Stuttgart. In welche Richtung kann das gehen?

Vesper: Einmal natürlich: Welche Bedeutung hat Liturgie? Wie können wir das liturgische Leben fördern und bereichern? Aber auch die Fragen, die damit strukturell zusammenhängen: Wo ist welche Liturgie möglich? Wo ist es knapp zum Beispiel mit Eucharistiefeiern? Welche Bedeutung hat die Eucharistiefeier? Wie gehen wir mit Wortgottesdiensten um, da wo keine Eucharistiefeier sein kann? Vorallem und sehr wichtig aber auch die Erkenntnis: Liturgie ist viel mehr als Eucharistiefeier und wir sollten alle Formen stärker wieder lebendig machen. Da können auch Laien Leitung übernehmen. Da können Frauen und Männer Leitung übernehmen. Die Kirche vor Ort muss auch durch andere Formen von liturgischem Leben präsent bleiben. Und das ist auch mit unsere Aufgabe als Laien.

domradio.de: Hier gab es in der Kirche St. Fidelis einen Tauferneuerungsgottesdienst. Wie haben Sie diese Form des Gottesdienstes wahrgenommen?

Vesper: Es ist immer sehr beeindruckend, sich an unsere Taufe zu erinnern. Wir alle waren ja kleine Kinder als das passiert ist, aber die fundamentale Bedeutung der Taufe kommt einem immer wieder in den Sinn, wenn man solche Erinnerungen hat, solche festlichen Erinnerungsgottesdienste, die einen sowohl beschenken als auch verpflichten. Dass Du Christ bist, ist eine Verpflichtung, es ist eine große Gabe, ein großes Geschenk. Du bist in einer großen Gemeinschaft, aber Du bist auch verpflichtet als Christ Deinen Weg zu gehen und Dich in Kirche und Welt zu engagieren.

domradio.de: Jetzt sind die Tage in Stuttgart Teil drei des Gesprächsprozesses von insgesamt fünf Teilen bis 2015. Da ist auch die Gelegenheit ein bisschen Bilanz zu ziehen, wie weit ist Ihrer Meinung nach der Prozess?

Vesper: Ich glaube, das Wichtigste hat Alois Glück gesagt, es hat sich sehr viel schon bewegt, es hat sich viel verändert in unserer Kirche, auch die Gesprächskultur, aber es sind noch viele Aufgaben vor uns. Wir sind in der Mitte. Das Ganze kann auch noch kippen, aber es ist ein guter Weg, den wir miteinander gehen, mit vielen vertrauensbildenden und vertrauenszeigenden Begegnungen, aber wir müssen auch auf Ergebnisse drängen, es müssen Ergebnisse kommen, sonst wäre ein riesengroßer Frust die Folge.

domradio.de: Alois Glück hat auch das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen angesprochen. Sehen Sie das auch als drängendstes Thema?

Vesper: Ich glaube, es ist für viele Menschen ein sehr wichtiges Thema. Es ist, auch wenn es zahlenmäßig gar nicht so viele sind, ein Thema von Symbolwert. Kann diese Kirche das, was sie will, nämlich eine barmherzige Kirche sein, auch praktisch umsetzen. Kann sie das auch gemeinschaftlich tun, in allen Diözesen, in der gleichen Weise, so dass man nicht abhängig ist vom Bischof, vom Wohlwollen des Pfarrers, sondern dass es hier eine Möglichkeit gibt, eine gemeinsame Vorgehensweise in ganz Deutschland. Das wäre ein herausragendes Zeichen und da können wir hoffen. Es wird ja auch daran gearbeitet.

Das Interview führte Matthias Friebe


Quelle:
DR