Vesper sieht neue Situation im Konflikt Juden und Kirche

Eine Umarmung mit Wirkung

"Eine neue Situation" in der Kontroverse zwischen Juden und Katholiken sieht das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach der christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier von Donnerstagabend. ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper erinnerte am Freitag in Osnabrück an die Ankündigung der Spitzenvertreter von Christen und Juden zur Fortsetzung des Dialogs. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Augsburger Rabbiner Henry G. Brandt hatten sich zum Schluss der Feier umarmt.

 (DR)

Die Geste wurde mit anhaltendem Beifall bedacht. Vesper betonte, dass eine weitere Konfrontation in dieser Frage wenig hilfreich sei.

Hintergrund des Streits ist die Aufwertung des vorkonziliaren Messritus durch Papst Benedikt XVI. im vorigen Jahr. Dies machte auch eine Neufassung der alten Karfreitagsfürbitte notwendig, da in der bis 1962 geläufigen Form noch von den «verblendeten Juden» die Rede war. In der nun gültigen Version wird für die Juden gebetet, «dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchtet, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen» und dass «beim Eintritt der Fülle der Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird». Diese Fürbitte, die manche als Aufruf zur Mission verstehen, kommt nur in wenigen traditionalistischen Messen zum Einsatz. Die große Mehrheit der Katholiken bittet weiterhin in der seit 1970 gültigen Formel darum, dass Gott die Juden «in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen bewahre, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will».

Brandt hatte sich am Vorabend lobend über die nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend gewandelten jüdisch-christlichen Beziehungen geäußert und vor einer Revision gewarnt. Darauf versicherte Zollitsch: «Es wird keine Wende der Wende geben.»