Christen in Ägypten kritisieren die Video-Botschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor ihrer am Donnerstag beginnenden Nordafrika-Reise nach Ägypten und Tunesien. „Was will die Kanzlerin mit einem solchen Kniefall?“, sagte Pfarrer Joachim Schroedel der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). Auch Merkels Einschätzung zur Situation der Christen im Land widersprach der katholische Geistliche, der seit mehr als 20 Jahren als Seelsorger in Ägypten arbeitet.
Schroedel hält es vor allem für falsch, dass Merkel das Land, das im Inneren ums Überleben kämpfe, als „stabilisierendes Element“ im Norden Afrikas und im Nahen Osten bezeichnet hatte. Es gebe starken Druck auf Nichtregierungsorganisationen, eine Beschränkung der Meinungsfreiheit und Drohungen gegen Journalisten, so Schroedel.
„Sehr gute Situation“
Kritisch sieht er auch Merkels Analyse zur Lage der Christen in Ägypten. Vor allem die koptischen Christen hätten „eine sehr gute Situation für die Ausübung ihrer Religion“, hatte Merkel gesagt: „Seitens der Regierung wird hier Unterstützung geleistet. Und gerade in einem muslimisch geprägten Land ist das auch beispielhaft.“
Schroedel verwies dagegen auf den Anschlag am 11. Dezember 2016, bei dem 27 Christen in einer Kirche auf dem Gelände das koptisch-orthodoxen Patriarchates in Kairo starben. Immer wieder seien Christen durch Mörder der Terrororganisation IS getötet worden.
Überhaupt würden Christen als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt. Im Rahmen einer sogenannten Migrationspartnerschaft will die Kanzlerin am Donnerstag in Gesprächen mit Präsident Al Sisi über Möglichkeiten zum Kampf gegen Schlepper und illegale Einwanderung über das Mittelmeer nach Europa sprechen.