Wie nun Gottesdienste im Erzbistum Köln gefeiert werden

Viel ist von den Gegebenheiten abhängig

Ab dem 1. Mai soll es im Erzbistum Köln wieder öffentliche Gottesdienste geben. Dafür hat das Erzbistum ein Schutzkonzept entworfen. Wie dieses aussieht und worauf sich Gläubige einstellen müssen, erklärt Pressesprecher Christoph Heckeley.

Ein Mann sitzt zum Gebet alleine im Kölner Dom / © Oliver Berg (dpa)
Ein Mann sitzt zum Gebet alleine im Kölner Dom / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wenn es nun heißt, dass wieder erste öffentliche Gottesdienste im Erzbistum Köln gefeiert werden, bedeutet das aber sicher keine Rückkehr zur Normalität. Wie wird die neue Realität des Gottesdienstes aussehen?

Christoph Heckeley (Pressesprecher des Erzbistums Köln): Der Generalvikar hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass jetzt ein Zustand herrscht, der in sehr differenzierter und auch reglementierender Weise eine Übergangsform darstellt. Das bedeutet ganz konkret für die Gemeinden vor Ort, dass man nicht davon ausgehen kann, dass am 1., 2. oder 3. Mai dort die alten Gottesdienstordnungen alle wieder so in Kraft sind, wie sie vor der Aussetzung der Gottesdienste bestanden haben.

DOMRADIO.DE: Es gibt einige Vorgaben, die wahrscheinlich für alle gelten. Natürlich ist es wichtig, auch die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen, die Größe der jeweiligen Kirche. Genau deshalb kann es keine einheitlichen Regeln für alle geben. Wie soll denn die Gemeinde vor Ort dann entscheiden?

Heckeley: Das muss ganz nach den örtlichen Gegebenheiten entschieden werden. Es ist ganz wichtig, dass der Gesundheitsschutz im Mittelpunkt steht. Die Krise und die Ansteckungsgefahr sind ja nicht vorbei. Deswegen müssen wir nach wie vor sehr besonnen auf unseren Nächsten achten. Darum geht es ja, dass niemand gefährdet wird.

DOMRADIO.DE: Muss im Gottesdienst ein Mundschutz getragen werden?

Heckeley: Das steht in den Regeln so ausdrücklich nicht drin. Aber das ist natürlich durchaus möglich, vor allen Dingen dann, wenn man sich in der Kirche bewegt, wie beim Reinkommen, beim Rausgehen, beim Gang zur Kommunion oder was sonst in der Kirche an Gängen zu erledigen ist.

DOMRADIO.DE: Die Eingangssituation in die Kirche ist auch besonders. Die Leute kommen nicht einfach so rein. Wird es eine Einlasskontrolle geben wie im Supermarkt?

Heckeley: Auch das ist von den örtlichen Gegebenheiten und von der Größe der Kirche abhängig. Klar ist, dass die Kirche nicht so benutzt und besetzt werden kann, wie das zu normalen Zeiten der Fall ist. Das geht aufgrund der Abstandsregel schon nicht. Das heißt, in den Kirchen werden in den Bänken Sitzplätze markiert, die benutzt werden können und die sich in einem Abstand von mindestens zwei Metern rund um alle anderen Sitzplätze befinden. Deshalb muss man unter Umständen auch die Teilnahmezahl beschränken und gegebenenfalls kontrollieren.

Auf der anderen Seite besteht vom Erzbistum aus die Bitte, die Anzahl der Gemeindegottesdienste dem Bedarf anzupassen, sodass möglichst alle, die einen Gottesdienst besuchen wollen, dazu auch die Gelegenheit haben.

DOMRADIO.DE: Viele Menschen haben bei den bisher gestreamten Gottesdiensten ganz besonders den wichtigen Teil der Kommunion vermisst. Wie soll unter den neuen Bedingungen die Kommunion gespendet werden?

Heckeley: In den Regelungen steht für den Zelebranten und gegebenenfalls die Kommunionsausteiler die Erinnerung, die Hände zu desinfizieren und die Handkommunion zu spenden. Die Mundkommunion soll unterbleiben, um auch an dieser Stelle das Risiko - so weit es eben geht - zu minimieren. Das ist der Grundsatz.

DOMRADIO.DE: Beim Friedensgruß soll man sich nicht die Hand geben. Aber wie sieht es bei der Kollekte aus, wo man normalerweise ein Körbchen weiterreicht?

Heckeley: Da gibt es auch andere Möglichkeiten. Zum einen ist es möglich, dass man zum Ende des Gottesdienstes am Ausgang seine Spende in ein Körbchen gibt oder dass ein Korb nur angereichert wird, in den man das Geld einwirft, ohne dass man es von Hand zu Hand gibt. Das sind alles Dinge, die auch schon vor einigen Wochen, als die Gottesdienste eingestellt wurden und die ersten Regeln aufkamen, klar waren. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass nach wie vor die Weihwasserbecken nicht gefüllt sein werden.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn eine Altersbeschränkung oder kann man mit der ganzen Familie, auch mit den Kindern, in den Gottesdienst gehen?

Heckeley: Man kann mit der ganzen Familie in den Gottesdienst gehen. Für Familien, die zu Hause zusammenleben, gilt, dass sie dann gegebenenfalls auch in der Kirche zusammensitzen können. Da gibt es keine Beschränkungen.

Es gibt die allgemeine Empfehlung, abzuwägen, wie groß das Risiko für jeden Einzelnen ist. Es muss jeder für sich einschätzen, ob er vom Alter oder vom Gesundheitszustand her zur Risikogruppe gehört.

Es sei aber auch nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es nach wie vor sehr viele gestreamte Gottesdienste gibt. Die Sonntagspflicht ist auch nach wie vor ausgesetzt. Insofern muss sich auch niemand in eine Risikosituation begeben.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch Gemeinden, in denen der zuständige Pfarrer sagt, dass es bei ihnen in der Gemeinde grundsätzlich vor Mitte Mai keine öffentlichen Gottesdienste geben wird. Haben Sie dafür Verständnis?

Heckeley: Ich gehe sowieso davon aus, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis in vielen Gemeinden - ganz zu schweigen von flächendeckend - Gottesdienste angeboten und gefeiert werden können. Dafür sind die Situationen und örtlichen Gegebenheiten einfach zu verschieden. Die Gemeinden müssen jetzt erst mal schauen, wie sie diese Regeln auf ihre Gegebenheiten anwenden oder umgekehrt gesagt, wie sie die Gegebenheiten so einrichten können, dass alle Regeln erfüllt werden.

Das kann man vielleicht ein bisschen mit der Straßenverkehrsordnung vergleichen. Die hat jeder Autofahrer mal gelernt. Aber die konkrete Situation an einer konkreten Kreuzung oder in einer bestimmten Situation, muss man dann selber abschätzen. Da muss man sich entscheiden und richtig reagieren. So eine vergleichbare Situation haben wir jetzt auch.

Der Generalvikar hat auch ausdrücklich den Gemeinden für das Engagement gedankt, dass sie das jetzt in dieser Situation und unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich machen.

DOMRADIO.DE: Auch im Kölner Dom wird es am Sonntag um 10 Uhr einen öffentlichen Gottesdienst geben. Mit strengen Einlasskontrollen?

Heckeley: Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade eine so herausragende Kirche wie der Kölner Dom im besonderen Interesse steht und dass dann auch Menschen am Gottesdienst teilnehmen wollen, wenn sie hören, dass das nun wieder möglich ist. Aber auch da gelten natürlich zahlenmäßige Beschränkungen.

Ich rate allen, die zukünftig einen Gottesdienst feiern wollen, sich auf der jeweiligen Homepage zu informieren. Man sollte die jeweils aktuellen Hinweise dort abrufen und auch die dort angegebenen speziellen örtlichen Regeln ansehen und befolgen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR