25 Jahre nach dem konfliktreichen Start haben Prominente aus Politik und Kirche beim Katholikentag den Verein Donum vitae (Geschenk des Lebens) gewürdigt.
Es sei ein Glücksfall, dass engagierte Katholikinnen und Katholiken 1999 beschlossen hätten, die Beratung in Schwangerschaftskonflikten fortzusetzen, hieß es am Freitagabend beim Festakt in Erfurt.
Beratung für Schwangere in Konfliktlagen
Damals hatten die katholischen Bischöfe auf Anweisung des Vatikans beschlossen, aus dem staatlichen System der Konfliktberatung auszusteigen. Die Kirche sollte keine Beratungsscheine mehr ausstellen, die Voraussetzung für eine Abtreibung sind.
Unter Federführung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) wurde der Verein gegründet. Dahinter stand die Überzeugung: Schwangere in Konfliktlagen lassen sich nur dann noch erreichen und damit Abtreibungen verhindern, wenn man auch Beratungsscheine anbiete.
Diese Haltung gelte bis heute, betonte der Bundesvorsitzende Olaf Tyllack. Zugleich sei man - wie die Bischöfe - der Überzeugung, das menschliche Leben habe vom ersten Augenblick an eine unveräußerliche Würde.
Ministerin Paus dankt den Beraterinnen
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) dankte zum Jubiläum allen aktiven und ehemaligen Beraterinnen und Beratern. Ihr Ministerium fördere deren wichtiges Engagement gerne, betonte sie. Und wies darauf hin, dass die Arbeit von Donum vitae weit über Konfliktberatung im engeren Sinne hinausgehe. Zum Beispiel helfe der Verein auch Frauen mit Behinderung und geflüchteten Frauen in Konfliktsituationen.
Bettina Limperg, die Präsidentin des Bundesgerichtshofes, lobte, dass der Verein in christlicher Verantwortung die Lücke geschlossen habe, die die Bischöfe mit ihrer "falschen Entscheidung" gerissen hätten.
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp dankte für die "wertvolle Arbeit", die auf die existenziellen Nöte der schwangeren Frauen eingehe. Zugleich hob sie hervor, dass die Beratungsarbeit immer stärker ökumenisch ausgerichtet sei.
Anne Gidion, die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung, sprach als "sozusagen evangelische Patentante" ein geistliches Grußwort.
"Der liebe Gott war mit uns und nicht mit den Bischöfen"
Derzeit werden jährlich rund 50.000 Frauen beraten, 2022 waren es 89.000 Beratungen - davon 20 Prozent Hilfen im Schwangerschaftskonflikt. "Wir wissen, dass viele Kinder heute leben, weil ihre Mütter Rat und Hilfe bei Donum vitae bekommen haben", sagte die frühere Vorsitzende und frühere ZdK-Präsidentin Rita Waschbüsch selbstbewusst: "Der liebe Gott war damals mit uns und nicht mit den Bischöfen."
Anschließend dankte sie dem Berliner Erzbischof Heiner Koch für seine Teilnahme am Festakt: Er sei der lebende Beweis dafür, dass der Konflikt mit den Bischöfen heute überwunden sei.