Wer das Motto "Suche Frieden" in Münster in die Tat umsetzen will, wird auf dem Katholikentag schnell fündig. Zahlreiche Gruppen und Initiativen stellen sich und ihre Aktionen hier vor. Doch kann, wer sucht, nicht nur gute Beispiele anderer finden. An ganz vielen Stellen in der Stadt kann jeder für sich und mit seinem Nächsten Frieden schließen. Es geht also auch eine Nummer kleiner in der Stadt, in der mit dem Westfälischen Frieden von 1648 der Dreißigjährige Krieg beendet wurde.
Unter dem Titel "Frieden - Off Church 2.0" finden sich im Innenstadtgebiet sechs pfiffige Aktionen rund um den Frieden mit dem nächsten Nachbarn und den eigenen inneren Frieden. An der Lambertikirche etwa steht ein Boxring, in dem Besucher "Respekt durch Berührung und Körperkontakt" einüben können. Nah dabei in der Ludgeristraße stolpert man fast über eine Telefonzelle in Form der "kleinsten Kapelle der Welt", wie Organisator Andreas Hahn erläutert.
Das Telefonbuch ist die Bibel. Die Aktion soll zeigen, dass auch die Kirchen Angebote machen, um zu sich selbst zu finden.
Nachempfundenes Flüchtlingszelt auf dem Domplatz
Markiger wird es bei dem mit einem Schießkino versehenen alten Armeelaster am Aegidikirchplatz. Keiner muss, aber jeder kann darin mit einer täuschend echt aussehenden Waffe hantieren und ausprobieren, wie weit seine Schießlust geht. Unterschwellig sei dies auch ein Protest gegen Waffenhandel und die doppelte Moral des Staates im Umgang mit dem Thema, so Hahn.
Ebenso persönlich berührt lassen den Betrachter die Filmsequenzen zurück, die in einem nachempfundenen Flüchtlingszelt auf dem Domplatz laufen. Es handelt sich um Ausschnitte von Markus Imhoofs Dokumentarfilm "Eldorado" über das Schicksal von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer. Jeder Besucher soll am Ende überlegen, was ihm passieren müsste, damit er selbst denselben Weg zu gehen bereit wäre.
Botschaften des Friedens können Katholikentags-Flanierer auf Münsters Prachtstraße, dem Prinzipalmarkt, loswerden. Dort steht ein Ambo, ein Pult wie am Altar, in den Texte bis 140 Zeichen eingegeben und über "#Frieden" in die Welt gesendet werden.
Was jeder Einzelne für den Nächsten tun kann, zeigt schließlich die Aktion "Socialshippen". Hier kann jeder seinen Ideal-Partner finden.
Kriterien sind jedoch nicht Schönheit oder Charme, sondern Sorgen und Not. Er hat die Wahl zwischen Suppenküche, Straßenmagazin-Redaktion und anderen sozialen Einrichtungen in Münster und soll einfach mal vorbeigehen und den Menschen dort eine Weile sein Ohr leihen.
Friedenstore als Friedensbotschaft
Um Flüchtlinge und den Frieden geht es auch bei den Friedenstoren, die Besucher an neun neuralgischen Punkten finden können. Gefertigt und mit Farben sowie Botschaften verschönert wurden sie aus Holzplanken von Kindern und Jugendlichen der Aktion Sternsinger.
Die Planken waren ursprünglich für ein 8.000 Kilogramm schweres Rettungsboot gedacht. Auch das steht zum Katholikentag in Münster vor der Halle Münsterland - in kleinerer Form, aber immer noch 37 Meter lang und 15 Meter breit. 2.500 Planken waren dafür nötig.
Aus dem Rest wurden die Friedenstore – 2,80 Meter hoch und 2,40 Meter breit. Mit dem Durchschreiten ist eine Friedensbotschaft verbunden.
Die Sternsinger, die ansonsten zum Dreikönigstag Anfang Januar den Segen in die Häuser bringen, wollen so "Frieden und Segen zu den Menschen" in die Friedensstadt Münster tragen.
"Rote Hand" macht auf Friedensarbeit aufmerksam
Mit Kinderhänden macht die Aktion "Rote Hand" auf die Notwendigkeit der Friedensarbeit weltweit aufmerksam. Sie wird zum Katholikentag im Rahmen der Ausstellung "14/18 Mitten in Europa" der Kriegsgräberfürsorge über den Ersten Weltkrieg in der Halle Münsterland vorgestellt. Hunderttausende junge Menschen auf allen Kontinenten haben sich schon daran beteiligt. Ihre Handabdrücke auf Plakaten und Wänden haben bereits vor den Vereinten Nationen in New York und Genf, im Bundestag, beim Bundespräsidenten, beim Bundesaußenminister und der Bundesverteidigungsministerin darauf aufmerksam gemacht, dass es ein Verbrechen ist, wenn Minderjährige als Soldaten ausgebeutet werden.